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Buchrezension: Thyssen im 20. Jahrhundert – Band 6: “Zwei Bürgerleben in der Öffentlichkeit. Die Brüder Fritz Thyssen und Heinrich Thyssen-Bornemisza”, von Felix de Taillez, erschienen im Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 2017 (scroll down for English version)

Die offizielle Geschichte zum Zweiten Weltkrieg, die in der Vergangenheit vom Thyssen Komplex herausgegeben wurde, war dass Fritz Thyssen die Nazis eine Zeit lang unterstützt hatte, er aber gegen den Krieg gewesen sei und daher aus Deutschland floh, festgenommen wurde und in ein Konzentrationslager kam. Von seinem Bruder Heinrich wurde gesagt, er sei ein Ungar gewesen und in der Schweiz wohnhaft, sodass überhaupt keine Verbindung zu Deutschland oder gar zum Nationalsozialismus bestanden hätte. Nachdem wir in unserem Buch „Die Thyssen-Dynastie“ (2008) aufgezeigt hatten, dass dies nicht der Wahrheit entspricht, lancierte die Fritz Thyssen Stiftung als Antwort eine akademische Reihe, in die sich dieser Band eingliedert. Er befasst sich vor allem mit Berichterstattungen über die Thyssens in verschiedenen Zeitungen und ist der längste der Serie, mit 546 Seiten, weshalb sich diese Besprechung auf 20 Seiten erstreckt. Das Buch setzt die allgemeine Tonlage der Reihe fort, nachdem die einzelnen Autoren zwar Informationen veröffentlichen, die den alten Thyssen Mythen klar widersprechen, diese Mythen jedoch nichtsdestrotrotz weiter aufrecht erhalten werden.

 

Wie wir sehen werden würde Felix de Taillez diese Haltung als „vollkommen verständlich“ qualifizieren, da die Thyssens und die Thyssen Unternehmen „einen guten Ruf zu verteidigen“ haben. (1997 fusionierte die Thyssen AG mit der Krupp AG zur Einheit thyssenkrupp, welche sich gegenwärtig in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet). Das bevorzugte Mittel von de Taillez, um berechtigte Kritikpunkte zu vermeiden ist es, etwas als „bemerkenswert“ zu bezeichnen. Er verwendet diesen Ausdruck ausgesprochen oft, was ein äusserst gestelltes Bild ergibt. „Bemerkenswert“ ist ein vager Ausdruck, den man in einer akademischen Arbeit nicht in dieser hohen Frequenz erwartet. Es scheint, als würde de Taillez so eine Atmosphäre von „Spin“ erschaffen, welche Menschen ohne Vorkenntnis des Themas umgarnt. Dies birgt die Gefahr seine ansonsten exzellente historische Arbeit in ein Werk der Public Relations zu verwandeln.

 

Für die Allgemeinheit sieht es so aus, als würde Felix de Taillez diese beiden Gesichter der Medaille äußerst gut zuwege bringen und es erstaunt nicht, dass er es zu einer verantwortungsvollen Position als Referent der Präsidentin der Universität der Bundeswehr in München gebracht hat, die für die Ausbildung des deutschen Offizier-Korps zuständig ist. Aber es gibt Unstimmigkeiten in seiner Buchpräsentation und da seine Thesen jetzt mit der deutschen Staatsräson in Einklang stehen sollten, gibt dies Anlass zur Sorge. So verspricht seine Online Präsenz an der Ludwig-Maximillians-Universität:

 

„(Dieses Projekt) wird die Brüder Fritz und Heinrich Thyssen als EINHEIT GERADEZU KOMPLEMENTÄRER GEGENFIGUREN interpretieren, DENN DER SCHEINBAR UNPOLITISCHE HEINRICH AGIERTE, WENN AUCH VERDECKT, MINDESTENS SO NACHHALTIG POLITISCH wie Fritz. Mediale Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit erscheinen in dieser Perpektive als ABGESTIMMTE STRATEGIE POLITISCHEN HANDELNS“.

 

Diese Aussage scheint eine willkommene, neuartige Ehrlichkeit zu versprechen und doch erstaunt sie gleichzeitig, denn sie erscheint nicht im Buch selbst und ist tatsächlich gar nicht repräsentativ für dessen Ausarbeitungen. Im Band selbst wird Heinrich Thyssen-Bornemisza’s Medienabstinenz tenorartig weiterhin damit erklärt, dass er im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren in jungen Jahren in London schlechte Erfahrungen mit der Presse gemacht und sich danach mit seiner Heirat 1906 als unpolitischer, ungarischer Adeliger aus dem öffentlichen (v.a. dem deutschen!) Leben komplett zurückgezogen habe.

 

Dies ist die Version, welche auch die Familienmitglieder seit jeher propagiert haben. Erst kürzlich wieder ließ sich Francesca Habsburg née Thyssen-Bornemisza im Financial Times Weekend Magazine als österreichische Thronanwärterin und Enkelin eines „ungarischen Barons“ feiern. Was sicherlich angenehmer ist, als Heinrich Thyssen-Bornemisza korrekterweise als bürgerlichen, deutschen Waffenhersteller und Nazi Banker preisgeben zu müssen; besonders, wenn man sich, wie Habsburg-Thyssen, im schönen Schein der teuren Kunst sonnt, die die Familie, zumindest teilweise, mit den Profiten dieser verwerflichen Aktivitäten erstand.

 

Selbst der von Felix de Taillez für seine Arbeit gewählte Titel ist auffallend irreführend, suggeriert er doch, dass beide Brüder, und zwar als bürgerliche Mitglieder der Gesellschaft, gleichwertig und gewollt in der Öffentlichkeit verankert gewesen seien. Dabei sahen sich die ja gerade diese Thyssen Brüder gar nicht als Teil des Bürgertums. Auch befasst sich nur ein knappes Viertel des Werks mit Heinrich Thyssen-Bornemisza, und nur mit seiner ausdrücklich zugelassenen Sichtbarkeit in den exklusiven Teilöffentlichkeiten der Kunstsammlerei (welche von Johannes Gramlich bereits ausführlich erarbeitet wurde) und des Pferderennsports (welche wir in einem separaten Artikel nach dieser Rezension besprechen werden).

 

Wir nahmen an, de Taillez würde aufzeigen, wie es Heinrich Thyssen ansonsten gelang, sich aus Medienberichten konsequent herauszuhalten und was er dabei der öffentlichen Einsichtnahme zu entziehen suchte. Immerhin verfügt das neu gegründete Archiv der Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen in Duisburg über erstaunliche 840 laufende Meter bis zu dieser Serie (ausser von uns) unerschlossenen Materials zum Thema Thyssen-Bornemisza. Doch anstatt gründlich den Wind der Aufarbeitung durch die Bestände des Archivs der ThyssenKrupp AG und der neu hinzugekommenen Akten wehen zu lassen, wird die Öffentlichkeit wieder einmal mit Krümeln abgespeist.

 

In diesem Band wie in der ganzen Serie bleiben die polit-ökonomischen Handlungen v.a. des Heinrich Thyssen-Bornemisza weitgehend verschleiert, diesmal dem Thema entsprechend hinter der Aussage, die Brüder seien Opfer unausgewogener Berichterstattungen und Medienmechanismen wehrlos ausgesetzt gewesen. Felix de Taillez erwähnt Heinrich’s Beteiligung am Private Banking nicht, welches von Natur aus unter größter Diskretion abgewickelt wird. Er verschweigt seine Freunschaft mit Hermann Göring (ein Kunde der August-Thyssen-Bank) und erwähnt auch nicht die Benutzung der Bank durch die deutsche Spionageabwehr. Dadurch vermeidet er es, Informationen darüber zu geben, wie die Thyssens ihrerseits, und v.a. Heinrich, die Medien manipuliert und ihre Aktivitäten aus deren Spotlight herausgehalten haben.

 

* * *

 

Zu den aufschlussreichen Beschreibungen in Felix de Taillez’s Buch gehört die Aussage, dass Heinrich im Ruhrkampf 1923 sich „politisch auf die Seite von Fritz“ schlug, er „in gewisser Weise (…) sogar radikaler als sein Bruder (Fritz war), da er Verhandlungen mit der Besatzungsmacht grundsätzlich ablehnte“. „Hinter den Kulissen“, so heisst es, traf Heinrich „zusammen mit Weggefährten“, – die de Taillez unbenannt lässt – „die sich alle einer ‘vaterländischen Bewegung der Ruhr’ angeschlossen hatten, führende Militärs und Politiker in Berlin (…).“ Als „Finanzverwalter“ der „Ruhrschutz-Gemeinschaft“ habe Heinrich Thyssen-Bornemisza „Propaganda im deutschen Sinn in allen besetzten Gebieten“, (sowie in) „Holland, (der) Schweiz, Elsass-Lothringen und Italien“ mit organisiert, so de Taillez weiter.

 

Man würde gerne Frau Habsburg fragen, warum ein Mann, der angeblich ein ungarischer Baron war, so etwas getan haben soll. Und wieso hat es ein Jahrhundert gedauert, bis diese Einstellungen und Handlungen des Heinrich Thyssen-Bornemisza ans Licht der Öffentlichkeit kamen? Weil hier über die Jahre hinweg eine ganz bewusste Strategie am Werk war. Weil der Thyssen-Komplex die Thyssen Brüder bisher immer so porträtiert hat, als sei Fritz der deutsche Nationalheld und Heinrich der von allem deutschen Übel Befreite gewesen. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und spielt gleichzeitig bei Fragen von Macht und Schuld Verwirrspiele mit der Öffentlichkeit.

 

Aber so vorteilhaft diese Art von Dienlichkeitslegenden auch sein mag, es ist sehr aufwändig, sie aufrecht zu erhalten; denn die Welt ist ja, glaubt man Felix de Taillez, voller „schonungsloser“ linker Schreiberlinge, die aus unerfindlichem Grund darauf bestehen, Dinge zu hinterfragen. So kam es z.B. auch, wie der Autor darlegt, dass ausgerechnet „das SPD-Blatt ‘Vorwärts’“ 1932 von einem holländischen Insider die Information bekam und diese auch druckte, dass die Thyssen-Firma „Vulcaan beim Erzfrachtverkehr der (Vereinigten Stahlwerke AG) bevorzugt (wurde), indem sie als einzige Reederei in den Genuss von sehr langfristigen Verträgen mit dem Düsseldorfer Stahlriesen gekommen sei. Überdies zahle die (VSt) dafür Raten, die weit über den üblichen Marktpreisen lägen“.

 

Man würde annehmen, es sei als verwerflich einzustufen, dass ein Teil des von Christopher Neumaier so treffend als „exorbitant“ beschriebenen Thyssen Vermögens also auf unlauteren Geschäftspraktiken zu beruhen scheint. Aber de Taillez erlaubt sich statt dessen den folgenden Kommentar: „Auf diese Weise wurden Geschäftsverbindungen enthüllt, die die Thyssens unter erheblichem Aufwand zu verschleiern versucht hatten“. Als sei die wirtschaftskriminelle Tat eine Leistung und das wahre Übel deren wahrheitssuchende Aufdeckung.

 

Und de Taillez setzt auf diese verdrehte Betrachtungsweise sogar noch einen drauf. Fritz Thyssen bezeichnete den Mangel an Kapital als das größte wirtschafliche Problem der Weimarer Republik. Die Frage nach seiner eigenen Kapitalflucht aus Deutschland heraus verwies er jedoch ins Reich der Legende, z.B. in einem Interiew mit Ferdinand de Brinon 1924. Absolut verständlich, nach Auffassung von de Taillez, schließlich hatte er ja einen Ruf als „pflichtbewusster deutscher Unternehmer“ aufrecht zu erhalten. Wodurch die Künstlichkeit der Thyssenschen Reputation im Handumdrehen ein akademisches und, wegen der Position des Autors, sogar ein quasi staatstragendes (!) Legitimitätssiegel erhält.

 

* * *

 

Das Leben der Thyssen Brüder Heinrich und Fritz strotzte nur so von künstlichen Konstrukten. Da war ihr Militarismus, welchen de Taillez als verinnerlichte Verbindung zu ‘Heer, Tradition, Glaube und militärischen Praktiken’ darstellt. Beide hatten sich in Hohenzollernschen Elite-Regimentern militärisch ausbilden lassen und doch verweigerte sich Heinrich dem Kriegsdienst und Fritz entwich ihm frühzeitig, indem er sich „auf eigenen Vorschlag mit einem offiziellen Auftrag des Auswärtigen Amts betrauen (ließ), um die Rohstofflage für das Reich im Orient (Osmanisches Reich) zu klären“. Stephan Wegener’s Behauptung, die Thyssens hätten im ersten Weltkrieg hohe materielle Verluste erlitten ist nichts weiter als Familienfolklore, die unliebige Fakten zu verschleiern sucht. Wegener, vom Familienzweig des Josef Thyssen, blendet bequemerweise aus, dass die Familie nicht nur vom deutschen Staat entschädigt wurde, sondern auch noch enorme, komplett auditierte Gewinne durch Lieferung von Stahl, Waffen und U-Booten (unter Verwendung von Zwangsarbeitern) machte. Es schwer auszuhalten, dass Felix de Taillez und andere in der Serie die Familienlegende der hohen Kriegsverluste unhinterfragt wiedergeben, als sei sie Fakt.

 

Zu welchen charakterlichen Verrenkungen ihre Selbstinszenierungs-Konstrukte führten wird für Heinrich Thyssen-Bornemisza am besten am Beispiel seiner adoptierten Nationalität deutlich. Da er sich im Gegensatz zu Fritz als „Ungar“ aufstellen musste, bestand er unerbittlich darauf, sein Schloss im Burgenland mit der ungarischen Bezeichnung „Rohoncz“ zu benennen. Die deutsche Version war ihm zu „sozialistisch“ (aus einem Brief an seine Frau, siehe „Die Thyssen-Dynastie“, Seite 123 – er implizierte fälschlicherweise, der deutsche Begriff sei 1919 mit Ausrufung der Republik neu entstanden). Hierbei legte Heinrich sich laut de Taillez sogar mit der burgenländischen Landesregierung, dem österreichischen Bundesdenkmalamt, dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur und dem Auswärtigen Amt in Berlin an. Ironischerweise saß die Schlossverwaltung ganz woanders, nämlich beim Rotterdamsch Trustees Kantoor in Rotterdam. Doppelt und dreifach tarnte sich “der Baron“; ortsgebundene Amtshengste hatten solchen extravaganten Strategien nichts entgegen zu setzen.

 

Auch Fritz stand der Abschaffung der Monarchie in Deutschland und Österreich, sowie der aufsteigenden Sozialdemokratie feindselig gegenüber. Laut de Taillez sah er Deutschland als bedrängten Mittelpunkt eines engen Kreises aus England, Frankreich, Italien und Russland und meinte, der „große Druck von außen lasse die deutsche nationale Einigung auf demokratischem Wege nicht zu“. Sozialdemokraten fand er als „gemäßigte Revolutionäre“ „genauso gefährlich“ wie radikalere Umstürzler. Thyssen wollte, so de Taillez, dass der „spirit of the worker“ einfach nur „deutsch“ sei, und sonst gar nichts. Während die Gewerkschaften verstärkte Rationalisierungen, Arbeitszeitverkürzungen und Lohnerhöhungen forderten, wollte er ein durch die Heraufsetzung des Arbeitstags von 8 auf 10 Stunden (!) wiedererstarktes Volk und das Ende der betrieblichen Mitbestimmunng. Doch wie konnte dies den Kriegsheimkehrern schmackhaft gemacht werden, die sich zunehmend pazifistischen und demokratischen Organisationen zuwandten?

 

Laut Niels Löffelbein, erklärt George Mosse den Aufstieg des Faschismus durch eine „Brutalisierung“ der politischen Kultur der Nachkriegszeit durch die Masse der Soldaten, die zu einer „Entgrenzung und Radikalisierung der politischen Gewalt“ geführt habe. Angel Alcalde hält dem entgegen, die Weltkriegsteilnehmer seien in der „mythomotorischen Inkubationszeit“ der 1920er Jahre durch die extreme Rechte und Veteranenorganisationen zunehmends als anti-bolschewistische Kämpfer „instrumentalisiert“ worden. Im Kult um die gefallenen (wie die noch kampfbereiten) Helden zelebrierten sie die Verbindung von Radikalnationalismus und Krieg. Laut de Taillez richtete Fritz Thyssen noch im Oktober 1917 eine Beitrittserklärung an die rechtsnationale Deutsche Vaterlandspartei (DVLP). 1927 gab er während einer Abendveranstaltung des „Stahlhelm Bund der Frontsoldaten“, des „gewaltbereiten Kampftrupps“ der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) in seiner Heimatstadt Mülheim eine Rede. Auch dem „Bündnis der antidemokratischen rechtsextremen Harzburger Front“, in dem der „Bund der Frontsoldaten“ vertreten war, soll er „sehr nahe“ gestanden haben.

 

Wie Felix de Taillez schreibt, unterstützte Thyssen auch die Austro-faschistische Heimwehrmiliz: „Über Anton Apold, (…) dem Generaldirektor der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft (…) (die) mehrheitlich der Vereinigte Stahlwerke AG gehörte, (…) gab es eine Verbindung Thyssens zu den rechtsradikalen Heimwehren in Österreich.“ „Dem deutschen Großindustriellen wurden von der Düsseldorfer Volkszeitung unterstellt, auf ‘begrenztem Kampffeld in Österreich’ testen zu wollen, wie der Einfluss der Gewerkschaften gebrochen werden könnte.“

 

All dies wird eindeutig auch Heinrich im Geiste unterstützt haben, aber als angeblicher Ungar hielt er sich aus der deutschsprachigen Berichterstattung zum Thema heraus und wurde so nicht als rechtsextremer Unterstützer wahrgenommen. Indem er versäumt, dies klar zu sellen, trägt de Taillez zu dem Bild bei, das in dieser Reihe weiterhin von Heinrich gezeichnet wird, eines Mannes nämlich, der in keinster Weise ein Sympathisant der extremen Rechten gewesen sei. Das ist eine Behauptung, die ausschließlich auf der Abwesenheit öffentlicher Quellen beruht, die als solche bewusst von Heinrich und seinen Partnern sicher gestellt wurde. Mangel an Beweisen ist nicht mit Beweis eines Nichtbestehens gleich zu setzn. Dies hätte von de Taillez klar gestellt werden müssen. Doch tut er dies nicht, denn wenn man Heinrich’s rechtsextreme Sympathien enthüllt, zerstört man zugleich den mythologischen Ruf der Thyssens.

 

* * *

 

Für die Thyssens gab es stets Interessenkonflikte zwischen ihrer nationalen Zugehörigkeit und ihren wirtschaftlichen Eigeninteressen. Nachdem sie bereits vor dem ersten Weltkrieg die Besitzstrukturen ihrer Werk in die neutralen Niederlande verlegt hatten, beteiligten sich Fritz und sein Vater August kurz nach Ende des Krieges in Düsseldorf an Gesprächen über die Gründung einer Rheinischen Republik. Laut de Taillez lautete der Vorwurf des Mülheimer Arbeiter- und Soldatenrats, der sie verhaftete, dass sie „die Abtrennung Rheinland-Westfalens und die Besetzung des Ruhrgebiet durch die Alliierten gefordert hätten“. Ein Kellner hatte das Treffen gemeldet und die Thyssens sahen sich bald als „profitgierige Heuchler“ und „Geldsackpatrioten“ bezeichnet; andere sagten, dies sei eine Verleumdung absolut treu-deutscher Industrieller. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, offiziell, weil ihnen kein Hochverrat an Deutschland nachgewiesen werden konnte. Felix de Taillez schreibt der Kellner hätte gestanden, gelogen zu haben. Dass er dies eventuell tun musste, um seinen, oder überhaupt einen, Job zu behalten, scheint dem Autor nicht in den Sinn zu kommen. Fritz Thyssen, der laut de Taillez „für die deutsche Politik einen viel höheren Stellenwert als ein normaler Bürger“ hatte, wurde bald darauf vom Auswärtigen Amt in Berlin an den vertraulichen Nachverhandlungen einzelner Artikel des Vertragswerks des Versailler Friedensvertrags beteiligt.

 

Bereits kurz nach dem Krieg fing Fritz Thyssen auch an, sich in Argentinien einen Ausweichwohnsitz einzurichten, in dem er zunächst die Estancia Don Roberto Lavaisse in der Provinz San Luis erstand. Auch die Verbindung der Familie mit Südamerika reichte bereits in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zurück, als August Thyssen in Buenos Aires eine Zweigniederlassung der Firma Deutsch-Überseeische Handelsgesellschaft der Thyssen’schen Werke (Hamborn) gegründet hatte. Seit 1921 hieß die Tochterfirma dann Compania Industrial & Mercantil Thyssen Limitada. 1927 übernahm sie die Firma Lametal und „firmierte fortan unter Thyssen-Lametal S.A.“. Heinrich Thyssen-Bornemisza verkaufte sie laut de Taillez 1927 für 4,8 Millionen Gulden an die Vereinigte Stahlwerke AG. Auch in Brasilien hatte die Familie seit Jahren Besitz und warb für den wirtschaftlichen Handel dort.

 

Während des Ruhrkampfs 1923, den Fritz Thyssen angeblich als „legitime Abwehrmaßnahme gegen die ausländischen Neider“ interpretierte, ließ er sich vor dem alliierten Gericht durch Friedrich Grimm verteidigen, einem erklärten Antisemiten und späteren NS-Juristen, der laut de Taillez nach 1945 NS-Täter verteidigte und NS-Verbrechen verharmloste. In den Augen des Autors wurde Thyssen aber nur künstlich zur „Projektionsfläche“ einer „neuen deutschen Nationalidentität“ bzw. eines „freien Deutschtums“ „hochstilisiert“ , und zwar vor allem durch die New York Times und die Times of London. Dabei bildete der Ruhrkampf die erste Möglichkeit für Fritz, öffentlich aus dem Schatten seines bis dato allbestimmenden Vaters herauszutreten, der nun ernsthaft kränkelte. Dieses Selbstbefreiungsmotiv ist aus unserer Sicht im Zusammenhang mit Fritz Thyssen’s öffentlich zelebrierten Rechtsrucks ein nicht zu unterschätzender Faktor.

 

Wenn es nach de Taillez geht, muss konkret „offen bleiben“, „ob Fritz Thyssen von der Welt eines mitunter extremen Nationalismus, der sich in Deutschland im ersten Weltkrieg gebildet hatte, erfasst wurde“. Schade nur, dass seine Ehefrau Amelie Thyssen in dieser akademischen Reihe so wenig Beachtung findet, ausser als Co-Stifterin der Fritz-Thyssen-Stiftung. Laut Heini Thyssen’s persönlicher Aussage uns gegenüber war Amelie Thyssen jedenfalls alles andere als „hochstilisiert“, sondern tatsächlich während dieser „Inkubationszeit“ der 1920er Jahre in ihrem starken Deutschnationalismus nationalsozialistisch. Obwohl de Taillez immer wieder beschreibt, wie sehr Fritz von der Meinung seiner Frau abhing, lässt er die Möglichkeit der politischen Beeinflussung innerhalb dieser Paarbeziehung gänzlich unerwähnt. Da Amelie die treibende Kraft hinter der Wiedererlangung des Thyssen-Imperiums nach dem zweiten Weltkrieg war, würde auch jedes schlechte Licht auf sie, den mythologischen Ruf der Thyssens gefährden.

 

Grimm’s Argumentation vor Gericht war von der Aussage geprägt, dass „Privatbesitz wie die Ruhrkohle (…) rechtlich ohne Entschädigung der Eigentümer nicht einfach beschlagnahmt werden (könne), um staatliche Schulden zu tilgen. De Taillez behauptet, der Ruhrkampf habe in Fritz Thyssen ein „politisches Sendungsbewusstsein“ ausgelöst, „das weit über die Aktivitäten im Interesse des Geschäfts hinausging“. Er gesteht ein, dass Thyssen durch seine Aussagen, die deutsche Wirtschaft könne „nur durch größere Arbeitsleistung“ gesunden, SCHULD auf sich geladen habe. Er habe nämlich „durch solche öffentliche Äußerungen (…) auch zum Scheitern der Sozialpartnerschaft in den 1920er Jahren (beigetragen), was die demokratische Staatsform in Deutschland erheblich gefärdete“.

 

Später ließ Adolf Hitler Fritz Thyssen in dem Glauben, er dürfe für sein Konzept des korporativen Staats eine Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft führen. Diese nicht erwiderte Tätigkeit ermutigte Fritz zu beträchtlicher politischer Aktivität. Fritz war enttäuscht, als sein Projekt nicht umgesetzt wurde, aber, als er dies bei Hitler bemängelte, erwiderte dieser: „Es gibt nichts, wofür ich Ihnen dankbar sein müsste. Was Sie für unsere Bewegung getan haben, haben Sie zu Ihrem eigenen Nutzen getan und es als Versicherungsprämie abgeschrieben“. (Zitat bei Henry Ashby Turner Jr., siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 138).

 

Laut de Taillez verfolgte Fritz Thyssen vorrangig seine eigenen Geschäftsinteressen, außer dann wenn für ihn nicht ganz klar war, „welcher Weg (diesen) am zuträglichsten sein würde“. In der Europäischen Verständigungspolitik beschreibt er ihn als „zweideutig“. Thyssen kritisierte die Weimarer Republik sowohl in der französischen Presse als auch in der amerikanischen Öffentlichkeit, bezeichnete die deutsche Regierung als „schwach und nicht vertrauenswürdig“ und fiel damit „der deutschen Außenpolitik in einer schwierigen Situation in den Rücken“. Andererseits kritisierte er die „kurzsichtige und engherzige egoistische Wirtschaftspolitik der Nordamerikaner“. Thyssen „wollte bilaterale Austauschverträge für den Rohstoffverkehr, die der internationalen Finanzspekulation das Handwerk legen und Unabhängigkeit vom Wechselkurs erreichen sollte“. Wenn Fritz aber „gegen die Finanztechnik (wetterte), die die wirkliche Wirtschaft störe“, so blendete er dabei praktischerweise aus, dass die Thyssen-Familie drei internationale Banken zu 100% kontrollierte und damit selbst ein Global Player in Sachen Finanztechnik war (was allerdings von de Taillez unbegreiflicherweise nicht erwähnt wird).

 

* * *

 

Obwohl seine Nachwuchsgruppenleiterin Simone Derix es in ihrem Band bereits ausgiebig widerlegt hat, behauptet Felix de Taillez wiederum dass Heinrich seinen Erbteil des Familienkonzerns vollkommen unabhängig vom Erbteil des Fritz Thyssen führte. Auch dass die beiden Brüder ein schlechtes Verhältnis gehabt hätten betont er häufig. Nun mag es ja sein, dass sie sich nicht über alles liebten. Es ist ganz normal, dass es zwischen Geschwistern gewisse Neidhaftigkeiten gibt. Heini Thyssen erzählte uns, wie sein Vater eines Tages die Zürcher Bahnhofstrasse entlang gelaufen und demonstrativ auf die andere Straßenseite gewechselt sei, als er seinen Bruder Fritz sah. Doch das hatte tatsächlich mehr mit Image als mit Realitäten zu tun. Auch Heini wollte ein Bild des Zwists bestärken, da sich seine, die Thyssen-Bornemisza Seite der Familie bis dahin erfolgreich aus jedweder Diskussion um den Nationalsozialismus herausgehalten hatte. Aber schon ein kurzer Blick auf ein Bild der drei Thyssen-Brüder im Jahr 1938 in unserem Buch und hier zeigt, dass es im Verständnis zwischen Heinrich und Fritz überhaupt kein Problem gab. Statt objektiv zu sein, plappert de Taillez althergebrachte, zu Dogmen erhobene Thyssen-interne Mythen nach. Was „bemerkenswert“ ist, da er doch eigentlich beide Männer als „eine Einheit geradezu komplementärer Gegenfiguren interpretieren“ will, deren „Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarket“ (in dieser Perspektive) als „abgestimmte Strategie politischen Handelns (erscheint)“.

 

Nachdem Heinrich 1926 seine „exorbitante“ Erbschaft gemacht hatte, investierte er über wenige Jahre hinweg massiv in Gemälde und Kunstgegenstände, dem Vorbild seines Freunds Eduard von der Heydt folgend, der im gleichen Jahr in die Schweiz gezogen war. Obwohl seine Sammlung nie dort ansässig war nannte er sie „Sammlung Schloss Rohoncz“, um ihr den Anschein zu geben, als sei sie seit längerem organisch gewachsen und von noblem Format. Als solche ließ er sie 1930 in der Neuen Pinakothek in München ausstellen. Doch Friedrich Winkler von den Staatlichen Museen in Berlin rückte „Thyssen-Bornemiszas Methoden (…) in die Nähe von Napoleons Kunstraub“ und beschrieb ihn als „unbedarft, unwissend, beschränkt und abhängig von Händler- und Expertenurteilen“. Rudolf Buttmann, Abgeordneter der NSDAP im Bayerischen Landtag, nannte die Sammlung gar ein „von Händlern zusammengestelltes Ganzes“. Viele Zuschreibungsfehler und Fälschungen wurden angeprangert, was sich zum regelrechten „Medienskandal“ auswuchs. Die Münchner Pinakotheken zeigten sich, laut de Taillez, nur bei 60 der 428 Bilder nach Ende der Ausstellung bereit, sie vorübergehend in ihren eigenen Beständen zu zeigen.

 

Doch dies waren hochspekulative Zeiten mit einer „zunehmenden Kommerzialisierung des Kunstmarkts“. Allem Aufschrei zum Trotz ging Heinrich Thyssens „Kalkül“ auf, „öffentlich den Wert seiner Sammlung bestimmen zu lassen“ (50 Millionen RM – es ist allerdings nicht ersichtlich wie de Taillez von solch einem „Kalkül“ wissen will). Auch wurde sein Unterfangen als „nationale Tat“ beschrieben „an der ganz Deutschland interessiert sei“. Er sei ein „Retter deutschen Kulturguts“ und mit einem „bürgerlichen Bildungsauftrag“ ausgestattet. Während dessen war auffallend, dass Heinrich nirgendwo als Sohn des bekannten Ruhrindustriellen und Erschaffers des Familienvermögens, August Thyssen, vorgestellt wurde. Stattdessen wurde er als „großer Unbekannter“ gehandelt, als eine Person von ominösem Flair, von der niemand so richtig zu wissen schien, woher sie kam. Es musste gerade genug „Deutschtum“ angeheftet bleiben, um die konservativen Kreise Münchens zufrieden zu stellen, während man die Illusion von Heinrich’s adoptierten Magyarentum aufrecht erhielt. Was bedrückt, ist dass de Taillez dies nicht klar als die offensichtliche Thyssensche Manipulation öffentlicher Wahrnehmung outed, die es war.

 

Die Stadt Düsseldorf und ihr Kunstmuseum, die in den Weimarer Jahren „unter deutschen Großstädten führend“ waren im Hinblick auf ein „hoch entwickelte IInstrumentarium kommunaler Öffentlichkeitsarbeit“ nutzte Heinrich Thyssen über Jahre hinweg aus. Laut de Taillez hielt er sich „für eine so wichtige Persönlichkeit (…), um der lokalen Politik Forderungen zu stellen“. Aber de Taillez behauptet unsinnigerweise, die nationale Verortung Heinrichs in Deutschland wäre einzig und allein aufgrund der Pressearbeit seines Kunstberaters Rudolf Heinemann und des Düsseldorfer Oberbürgermeister Robert Lehr entstanden, und nicht in Heinrichs eigenem Sinn gewesen. Dabei gibt er im gleichen Werk an (siehe oben), dass Heinrich im Ausland „Propaganda im deutschen Sinn“ organisierte. Also verstand er sich sehr wohl als Deutscher, behielt ja auch seinen deutschen Pass (siehe „Die Thyssen-Dynastie“ S. 76 – von Simone Derix bestätigt) und kassierte deutsche Entschädigungszahlungen für Kriegsschäden an seine Firmen (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 256 – von Harald Wixforth bestätigt). Es ist unverständlich, warum de Taillez solch widersprüchliche Aussagen macht; es sei denn, die Kritik an dieser Reihe, sie sei durch die Quelle des Sponsoring – die Fritz Thyssen Stiftung – beeinflusst, könnte berechtigt sein.

 

Felix de Taillez geht weiter als er sollte, in dem er nicht nur existierende Thyssensche Manipulationen verschleiert, sondern sogar neue ins Leben ruft. Er schreibt: „Heinrich (reagierte) insofern auf das Ausstellungsdebakel, als er seine Kollektion danach zu großen Teilen umbaute, dabei die umstrittenen Bilder veräußerte, und somit erst den eigentlichen Durchbruch zu der heute weltbekannte Sammlung schaffte“. Dabei verweist er auf Johannes Gramlich’s Band „Die Thyssens als Kunstsammler“, Seiten 263-273. Dort allerdings wird nur von 32 Bildern gesprochen, die zwischen 1930 und 1937 verkauft worden sein sollen. Thyssen-interne Listen, die uns vorliegen zeigen, dass 405 Gemälde, die Heinrich bis einschließlich 1930 gekauft hatte 1948 von seinen vier Kindern geerbt wurden. Demnach wären theoretisch also nur 23 Bilder zwischen 1930 und 1948 verkauft worden.

 

Es kann demnach absolut keine Rede davon sein, Heinrich habe „seine Kollektion (nach dem Ausstellungsdebakel) ZU GROßEN TEILEN (umgebaut)“ und dabei „DIE umstrittenen Bilder (veräußert)“, was sich so anhört, als habe er ALLE umstrittenen Bilder der 1930er Ausstellung danach verkauft.

 

Das Thyssen-Bornemisza Museum in Madrid enthält noch heute mindestens 120 Bilder aus der Münchner Ausstellung von 1930. Wenn ein „Umbau“ stattfand, dann wurde dieser nicht von Heinrich Thyssen-Bornemisza aktiv durchgeführt, sondern fand passiv nach seinem Tod statt und zwar v.a. durch Erbteilung (1948, sowie 1992 nach dem Verkauf nur einer Hälfte der Thyssen-Bornemisza Sammlung an Spanien – die andere Hälfte ging an die Frau und vier Kinder von Heinrichs Sohn, Hans Heinrich).

 

Auch gab es einen Verkauf deutscher Bilder durch Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza in den 1950er Jahren, der sich nach der Nazi-Era noch stärker als sein Vater von Deutschland absetzen wollte (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 269). Ausserdem wurde Heini Thyssen natürlich ein Kunstsammler auf einer ganz anderen Ebene als sein Vater und kaufte tatsächlich einige sehr gute, v.a. moderne Gemälde.

 

Viele der fragwürdigen, 1930 ausgestellten Bilder sind jedoch in Thyssen-Besitz geblieben. De Taillez’s gegenteilige Behauptung ist irreführend.

 

Man muss auch daran erinnern, dass Heini Thyssen die meisten in der Erbteilung von 1948 verteilten Bilder von seinen Geschwistern zurück gekauft hat, sodass die meisten der fragwürdigen 1930er Bilder in seinem Besitz endeten. Die Einstellung der Thyssens war es immer, dass Bilder, sobald sie einmal in ihrem Besitz waren, nicht mehr hinterfragt werden durften. Darin versuchten sie, das Prestige, welches die Rothschilds besaßen, nachzuahmen. Die Öffentlichkeit und die Medien – die möglicherweise einem VIP-Äquivalent des königlichen Turnus’s unterworfen sind (wonach Journalisten vom Zugang zu Mitgliedern des Königshauses ausgeschlossen werden, wenn sie negative Stories publizieren) – schienen diese Version der Realität meist zu akzeptieren.

 

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Was an diesem Buch und an der Serie auffällt ist, dass sie nicht ein einziges Originalstatement eines lebenden Mitglieds der Thyssen Familie enthällt. Tausende Seiten neuer Geschichte werden zu ihrem Thema geschrieben, und man frägt sich, wie die Thyssens sich wohl fühlen, jetzt da einige der Teller, die über so einen langen Zeitraum hinweg und in so kostspieliger Weise in der Luft jongliert wurden, plötzlich mit einigem Getöse auf den Boden zu fallen drohen.

 

Doch Felix de Taillez wäre nicht Felix de Taillez wenn er uns nicht noch mit einer weiteren schönfärberischen Einschätzung aus dem Reich der Thyssen-Kunst entlassen würde. Verschiedene Kunstberater, Museumsdirektoren und der Baron selbst hatten widersprüchliche Aussagen gemacht, wann genau die Gemälde erstanden worden waren. Waren sie je im Rechnitzer Schloss gewesen, wie es der Name der Sammlung suggerierte? Manchmal hieß es ja, manchmal nein. Die uns vorliegenden Thyssen-internen Listen zeigen, dass das erste Bild von ihm 1928 erstanden wurde und alle Werke bis zur Ausstellung im Jahr 1930 in verschiedenen Depots verwahrt wurden (das Vorwort des Ausstellungskatalogs macht die sehr deutlich – siehe hier). Was allerdings den Baron nicht davon abhielt, manchmal 1906 für seinen ersten Kauf anzugeben, das Jahr seiner Verheiratung nach Ungarn.

 

Und Ähnliches tat sein Rechtsanwalt auch in den 1930er Jahren mit den Schweizer Behörden: „Im Zusammenhang mit Heinrich Thyssen-Bornemiszas Umzug in die Schweiz ist weiterhin bemerkenswert, dass ihm die erste Ausstellung seiner Sammlung in München in finanzieller Hinsicht von Nutzen war. Anlässlich der Einfuhr seiner Gemälde und anderer Kunstgegenstände in die Schweiz diente ihm bei den eidgenössischen Behörden der Hinweis auf die Ausstellung mit besagtem Katalog als Beweis dafür, dass sich rund 250 wertvolle Gemälde schon länger in seinem Besitz befänden. Durch diesen Schachzug gelang es ihm, die Kunstgegenstände ‘zum persönlichen Gebrauch’ zollfrei nach Lugano schaffen zu lassen“.

 

(Der Name von Heinrich Thyssen-Bornemisza’s Tessiner Anwalt war Roberto van Aken, und es war nicht das einzige mal, dass er es für seinen Kunden mit der Wahrheit nicht so genau nahm).

 

Rekapitulatierend: Heinrich Thyssen trickst über seinen geschmeidigen Anwalt die Schweizer Zollbehörden aus, Felix de Taillez applaudiert dies, gibt anscheinend als Grund dafür, dass angeblich nicht 428, sondern 250 Gemälde in die Schweiz geschafft wurden an, der Baron habe die fragwürdigen verkauft und lässt uns gleichzeitig ebenso wie Johannes Gramlich im Dunkeln, wann und wie genau der Transfer der Güter aus Deutschland heraus stattgefunden hat. Da die Sammlung bei der Erbteilung 1948 insgesamt 542 Bilder enthielt lässt de Taillez auch offen, woher die anderen knapp 300 Bilder stammten und wann sie in die Schweiz gekommen sein sollen.

 

Dass die Thyssens selbst sich so intransparent gaben, leuchtet ein. Dass allerdings Akademiker, die 80 Jahre nach den Geschehnissen beauftragt wurden, den Sachverhalt angeblich „unabhängig“ aufzuarbeiten genauso vorgehen, ist nicht hinnehmbar. Zumal kein Mitglied der Familie befragt wurde.

 

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Alles in allem ist Felix de Taillez erstaunlich stur dabei, die Heinrich Thyssen-Bornemisza umgebenden Mythen zu verlängern, während er bei der Presentation von Fritz viel direkter ist. Wir unterstellen nicht, dass die Fritz Thyssen Stiftung oder die Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen die Ergebnisse dieser akademischen Untersuchungen gesteuert haben. Aber die Tatsache, dass Zugang zu Quellen und finanzieller Unterstützung durch diese Einheiten gewährt wurde (in deren Vorständen nur EIN Mitglied der Thyssen Familie sitzt, nämlich Georg Thyssen-Bornemisza, ein Nachfahr von Heinrich, nicht von Fritz) muss die Autoren sicherlich dazu geführt haben, bei ihren Schlussfolgerungen „Vorsicht“ walten zu lassen.

 

Befassen wir uns weiter mit Fritz, so schauen wir nach dem Putsch von General Jose Felix Uriburu 1930 in Argentinien auf ein „undemokratisches Jahrzehnt“, in dem es zu einer „starken ökonomischen Verflechtung mit Deutschland“ kam. Seit den 1890er Jahre, so de Taillez, gab es dort „starke rechtsextreme Bewegungen“ und „bereits vor der Machtübernahme in Deutschland“ fasste die Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien „besonders gut Fuß“ (siehe auch „Die Thyssen-Dynastie“, S. 250). Später berichtete die La Plata Zeitung, dass Fritz Thyssen 1930 in der argentinischen Öffentlichkeit die „Morgenröte des kommenden neuen Deutschlands“ unter Hitler ausgemalt habe. Im Argentinischen Tageblatt forderte er 1934 die „unumschränkte Macht der neuen (deutschen) Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft“, was de Taillez „bemerkenswert“ findet, habe er doch „sonst immer auf große Freiräume für the Privatwirtschaft“ bestanden. De Taillez weiter: „Die Machtkonzentration im NS-Staat bot laut Thyssen den wesentlichen Vorteil, Entscheidungen zu trefen, ohne wie im ‘marxistisch verseuchten Parteienstaat’ ‘Halbheiten’ machen und Kompromisse schließen zu müssen“. Wobei Fritz die extremistische Sprache der Nationalsozialisten gegen ihre politischen Feiden verwendete.

 

Während der Gelsenberg-Affäre 1932 gab es Presseberichte, angefeuert vom ehemaligen Reichsfinanzminister Hermann Dietrich, wonach Fritz Thyssen für die Vereinigten Stahlwerke AG ein Geschäft mit französischen und niederländischen Investoren ausgehandelt hätte, welches die Reichsregierung aber verhindern wollte, da sie keinen ausländischen Einfluss auf das Unternehmen wünschte. Indem er einen Brief an die deutsche Öffentlichkeit schrieb, „dass er lediglich Kreditsondierungen vorgenommen habe“, so de Taillez, „stellte er bewusst die Reichsregierung bloß“. De Taillez argumentiert, dass Thyssens Angaben demontiert wurden, als ein Brief von Friedrich Flick an ihn der Frankfurter Zeitung zugespielt wurde, welcher aufzeigte, dass Flick „Thyssens Vorschlag (abgelehnt hatte) gerade wegen der damit verknüpften Geldquelle“. Die Düsseldorfer Volkszeitung brandmarkte ihn daraufhin als „unpatriotisch“.

 

Anfang 1932, während sein Bruder Heinrich die Villa Favorita in Lugano erwarb, schwenkte Fritz „demonstrativ zum Nationalsozialismus um“. Seine Frau war bereits seit 01.03.1931 Parteimitglied, Fritz wurde es offiziell am 07.07.1933. Auf den Ruhrkampf zurückblickend schloss er laut de Taillez, dass dies ein „Vorläufer für das nationalsozialistische Gedankengut des neuen Deutschlands“ war. „Anders als 1923 stehe nun nicht nur das Ruhrgebiet entschlossen da, sondern ganz Deutschland werde den Weg gehen, den der ‘Führer’ vorschreibe. Die Zerschlagung des Marxismus im Innern sei allein Hitler, der SA und der SS zu verdanken“ (aus einem Artikel in der Kölnischen Zeitung, „Fritz Thyssen über den Klassenkampf“, am 02.05.1933).

 

So wurde Thyssen zum „Medialen Akteur“, der dann unter Hitler „erheblich von der Abschaffung der Pressefreiheit“ profitierte, da bald niemand mehr seinen verbalen Roheiten etwas entgegensetzen durfte. In Buenos Aires führte er während dessen Verhandlungen „mit hohen staatlichen Stellen“ wie „General Agustin Pedro Justo, dem nach gefälschten Wahlen seit 1932 amtierenden Staatspräsidenten“. Nachfolgend wurde im November 1934 ein Argentinisch-Deutsches Handelsabkommen samt Verrechnungs- und Kompensationsverfahren unterzeichnet, wodurch der Handel zwischen den beiden Ländern drastisch anstieg. Es scheint, dass Thyssen hier versuchte, einen Gegenpol zur allmächtigen anglo-amerikanischen Wirtschaftsmacht aufzubauen. Felix de Taillez wertet dies allerdings nur dahingehen, der extremst egoistische Fritz habe sich hierin ausschließlich um den Aufbau seines öffentlichkeitswirksamen „Image“ als „einflussreicher Wirtschaftsführer“ gekümmert, um nur für sich persönlich viel öffentliche Beachtung zu finden.

 

Doch nicht die gesamte südamerikanische Presse war den Thyssens hold. Das Argentinische Tagesblatt sprach 1934 von einer „Bindung gemeinsamer Pleiten“, die Anfang 1933 stattgefunden hätte, als die Vereinigten Stahlwerke bankrott und die NSDAP hoffnungslos verschuldet gewesen seien. „Die Zeitung warf der Vereinigten Stahlwerke AG, under Thyssens Ägide als Aufsichtsratsvorsitzender, Bilanzfälschung in erheblichem Ausmaß vor“ (aus dem Artikel „Geschäfte eines Staatsrats“, vom 08.11.1934). Die Kölner Kulturzeitschrift Westdeutscher Scheinwerfer bescheinigte Fritz Thyssen gar eine „Selbstherrschernatur“ und „führte als Hauptgrund für die Krise bei der Vereinigte Stahlwerke AG die problematische persönliche Politik des Fritz Thyssen an“. Seine Kritiker in den Medien „erklärten Fritz Thyssen in wirtschaftlichen und politischen Fragen für unfähig“ und „machten ihn für die hohen Verlust der Vereinigte Stahlwerke AG verantwortlich“.

 

Es war genau das, wovor sein Vater August, der keinerlei gesellschaftliche Ambitionen hatte und ausschließlich für seine Werke lebte, Jahre zuvor gewarnt hatte. Er hatte sicher gestellt, dass sein Sohn Fritz nur Aufsichtsratsvorsitzender, nicht aber Geschäftsführer der Vereinigten Stahlwerke AG wurde, um den Schaden zu mindern, den er der Firma zufügen würde. August glaubte, dass Heinrich nur minimal besser als Fritz geeignet war, das Thyssen Imperium zu führen (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 95).

 

Nach dem Krieg beschuldigten die Alliierten die Vereinigte Stahlwerke AG, die NSDAP finanziell kontinuierlich und vorbehaltlos unterstützt zu haben (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 106). Fritz schleuderte quasi den Ball zurück in die alliierte Hälfte als er 1950 schrieb „Meiner Meinung nach dienten die Nürnberger Prozesse nur dazu, Sündenböcke für Hitlers Kriegspolitik zu finden. Es wäre für die Amerikaner beschämend gewesen, hätten sie zugeben müssen, dass sie die deutsche Wiederaufrüsung von Anfang an unterstützt hatten, weil sie einen Krieg gegen Russland wollten“ (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 294).

 

Was „bemerkenswert“ ist für einen Mann, dessen Ruf von der Glaubwürdigkeit seiner anti-KriegsPosition abhängt: Als die Nationalsozialisten Wilhelm von Keppler und Kurt von Schröder Unterschriften für die Eingabe bei Paul von Hindenburg zusammentrugen, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, war Fritz Thyssen einziges Mitglied der Ruhrlade (Verbindung 12 wichtiger Ruhrindustrieller, die 1928-1939 existierte), der unterschrieb. Im Umgang mit anderen Unternehmern konnte er schroff und unmanierlich sein. Er ermahnte v.a. solche Kollegen zur „Disziplin“ die in seinen Augen „liberalistisch“ agierten. Leute wie Gustav Krupp zu Bohlen und Halbach, der sich bis zuletzt gegen Hitler sträubte und, wie Richard Freudenberg und viele andere auch, sich erst dem Nationalsozialismus ergab, nachdem die Diktatur mit Hilfe der Thyssens und ihrer Gesinnungsgenossen installiert worden war. „Etwaigen Störern“, so de Taillez, „drohte (Thyssen) mit seinem neuen Einfluss auf die zuständigen staatlichen Organe“, i.e. er drohte, sie bei Hermann Göring anzuschwärzen.

 

Dies ist ein Eingeständnis durch den Thyssen Komplex einer hochgradig herrischen Verhaltensweise des Fritz Thyssen die, als solche, tatsächlich bemerkenswert ist.

 

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Selbst katholischen Geistlichen, eigentlich Verbündete, drohte Fritz Thyssen, so zum Beispiel Kardinal Schulte im März 1933, als er verlauten ließ, seine Familie würde dem Gottesdients fernbleiben „solange die ungerechte Behandlung der Führer & Mitglieder der NSDAP andauert“. Er nahm an soziologischen Sondertagungen in Maria Laach unter dem Abt Ildefons Herwegen und dem Kreis ‘anti-demokratischer Rechtskatholiken’ teil, die laut de Taillez zu den Nationalsozialisten „anschlussfähig“ waren. Diese waren „gegen die Aufklärung, die allgemeinen Menschenrechte, Demokratie, Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus, dezidiert anti-semitisch“ und für einen „autoritären Korporatismus“. Sie versuchten eine „Reichstheologie“ zu entwickeln, „getragen vom katholischen Akademikerband“.

 

Dies erinnert uns wieder einmal daran, dass Mitglieder der akademischen Berufe, wie z.B. Rechtsanwälte, besonders frühe und begeisterte Anhänger der Nazi Ideologie wurden.

 

Trotz all dieser Drohgebährden behauptet Felix de Taillez – nicht sehr überzeugend -, Fritz Thyssen habe den Nationalsozialismus „konservativ“ ausgelegt. Anscheinend sah er ihn als „Wiedergeburt des verloren gegangenen Staates und der Volksgemeinschaft“. Der Nationalsozialismus sei für ihn keine Weltanschauung gewesen, sondern eine „HELDISCHE KRAFT“, wonach ein „staatstragender Stand von Menschen“ wieder erstanden sei, der den „Kampf gegen die Totengräber des Staates“ aufgenommen haben. – Anklänge an die instrumentalisierenden, proto-faschistischen Veteranenverbände nach Angel Alcalde sind hier deutlich zu vernehmen -. Doch im gleichen Paragraphen enthüllte Fritz Thyssen dann seine elitäre Vorstellung seiner Rolle im Nationalsozialismus, wenn er sagte man würde diesem Stand allerdings „seine Würde und seinen Vorrang nehmen, wenn man versuchen wollte, durch weltanschauliche Propaganda 64 Millionen Menschen in die gleiche Würde hineinzuheben“.

 

Für die Rheinische Zeitung hieß das, Thyssen war ein Faschist, aber „kein Radau-Nazi“. In Wirklichkeit war es so, dass er sich selbst und seine Familie als Teil des Staates, nicht aber als Teil der Volksgemeinschaft sah, die er in einem deutlich untertänigen Rang zu sich und seinen Partnern wähnte. Es hört sich weniger wie eine konservative und mehr wie eine FEUDALE Auslegung des Nationalsozialismus an.

 

Mit dem Ingangkommen der Diktatur bat der Gauleiter von Essen, Josef Terboven, in einem Schreiben an Rudolf Hess, „Thyssen durch den ‘Führer’ zum wirtschaftspolitischen Bevollmächtigten für das Ruhrgebiet ernennen und sein Amt mit unbedingter Autorität ausstatten zu lassen“. Anscheinend gab es ein Power-Dreieck bestehend aus Hermann Göring, Gauleiter Terboven und Fritz Thyssen, dessen mediales Sprachrohr die National-Zeitung war. Fritz Thyssen nahm laut de Taillez an den Nürnberger Reichsparteitagen teil. Er war Mitglied des Zentralausschuss der Reichsbank, der Akademie für deutsches Recht und des Sachverständigenbeirats für Bevölkerungs- und Rassenpolitik (siehe auch hier). Bis 1938 hatte Fritz auf sich so viele Aufsichtsratsmandate versammelt, „dass er hinter dem Vereinigte Stahlwerke AG Vorstandschef Albert Vögler und dem Bankdirektor der Berliner Handelsgesellschaft, Wilhelm Koeppel, den dritten Rang der Einzelpersonen (einnahm), die im Zentrum der Netzwerke der reichsweiten Wirtschaftselite positioniert waren“.

 

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Die bahnbrechende These von Felix de Taillez ist, dass es ein langer Weg gewesen sei, bis Fritz Thyssen den Bruch mit den Nazis vollzogen habe: „Die 1948 im Spruchkammer-Verfahren von ihm und Weggefährten vorgebrachten Beteuerungen, sich bereits im Laufe der 1930er Jahre demonstrativ abgewendet zu haben (erscheinen) so nur als vorgeschobene leicht durchschaubare Verteidigunsversuche“. Noch 1936 habe er Hitler in einer Tischrede im Düsseldorfer Industrie-Club geradezu manisch verteidigt und dabei sogar Zitate aus „Mein Kampf“ verwendet. Im gleichen Jahr gab er sich in den Worten des Autors „unbelehrbar“, als er denjenigen, die in der Rüstungspolitik der Nazis Vorboten von Krieg sahen vorwarf, sich zu irren. „Hitler allein sei es zu verdanken“, so Thyssen, „dass Deutschland international wieder als gleichwertiger Partner gesehen werde“. Sowohl Gottfried Niedhart in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als auch der Perlentaucher haben die Interpretation freudig aufgegriffen, Fritz Thyssen sei „keineswegs der mächtige Mann hinter Hitler“, sondern nur „geblendet“ gewesen und habe „wohl wirklich geglaubt, die Aufrüstung diene nicht der Kriegsvorbereitung, sondern dem Ziel, „bündnisfähig zu werden“.

 

Doch weshalb sollte man es glauben, dass ein Mann, dessen Gedankengänge ansonsten so wechselhaft und unzuverlässig waren, ausgerechnet in diesem EINEN, für die deutsche Volksseele so zentralen Punkt (die Befürwortung des Kriegs und der Nazi-Greuel), klar gesehen und wahrhaftig gewesen sein soll? Hört es sich nicht eher wie einen weiteren Versuch an, die lang anhaltende Unterstützung des Nazi-Regimes durch die Thyssens zu verschleiern? Vor allem da Fritz’s angebliches Engagement gegen den Krieg so wichtig für die Fähigkeit der Thyssens war, ihr Eigentum nach dem Krieg von den Alliierten zurück zu erhalten.

 

Und warum, wenn Fritz wusste, wie er 1950 schrieb, dass die Amerikaner Deutschland wiederbewaffnen wollten, um gegen Russland in den Krieg zu ziehen, sagte er sich nicht früher von dieser unheilvollen Allianz los?! Weil auch er einen Krieg gegen die Sowjetunion befürwortete? Oder weil es für ihn wichtiger war, die wirtschaftlichen Gewinne einzufahren, als einen moralischen Standpunkt einzunehmen? Und falls dies so war, wieso geben diese offiziellen Thyssen Biographen weiterhin an, seine Flucht aus Deutschland, als sie denn endlich stattfand, habe einer sittlichen Positionierung entsprochen, nicht einer simplen Bequemlichkeit, wo Fritz doch, so de Taillez, so viele frühere Gelegenheiten versäumt hatte, sich Hitler’s Plänen entgegen zu stellen?!

 

Nachdem Hermann Göring im Sommer 1938 die kriegswirtschaftliche Mobilmachung ausgesprochen hatte, verbreitete Thyssen, so de Taillez, „diese Propaganda durch sein klares Bekenntnis zum Vierjahresplan medial weiter“. Im Februar 1939 wurde er durch Walther Funk, einem Kunden der August Thyssen Bank (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 115) zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Die im Denazifizierungsverfahren vorgebrachten Eingaben, Thyssen „habe sich mit ernsthaften Umsturzgedanken“ getragen und sei mit Widerstandkreisen in Kontakt gewesen bezeichnet de Taillez als müßig, da „verlässliche Quellen fehlen“. Vielmehr bescheinigt de Taillez Thyssen absolute „Tatenlosigkeit“ nach außen bis November 1939, also bis zwei Monate nach Ausbruch des Krieges. Auch bei einer Vorgabe, „nach dem November-Pogrom 1938 habe Thyssen General von Kluge eine enge Kooperation zwischen Industrie und Armee vorgeschlagen, um der NS-Politik ein Ende zu bereiten“ fügt er klärend hinzu: „aufgrund der Quellenlage ist es mehr als fraglich, ob es einen solchen Plan überhaupt gegeben hatte“.

 

Im Prinzip demontiert Felix de Taillez damit komplett die bisher „erfolgreiche Umdeutung“ des Fritz Thyssen zu einem „Bild eines außergewöhnlich frühen ‘fanatischen Gegners’ des Nationalsozialismus, der bereits 1936 im Widerstand aktiv war“, wie sie ab 1948 von Thyssens Rechtsanwalt und PR-Beauftragten Robert Ellscheid herausgegeben worden war (siehe auch hier).

 

Und das ist wirklich „bemerkenswert“!

 

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Laut de Taillez berichtete die englische Presse nach der Flucht Fritz Thyssens in die Schweiz im September 1939, es läge ein internationaler Haftbefehl gegen ihn für Diebstahl, Veruntreuung, Steuerhinterziehung und Bruch deutscher Währungsrestriktionen vor. Thyssen aber drohte Hitler ausgerechnet mit der internationalen öffentlichen Meinung, während er sich gleichzeitig als „stolzer“ Deutscher „mit jeder Faser seines Seins“ dargestellte. Er wolle „die Unschuld der ‘German nation’ an den Entwicklungen“ aufzeigen, schrieb er, während er gleichzeitig sagte, „das deutsche Volk habe in der Zwischenkriegszeit bewiesen, dass es ‘incapable of adjusting itself to democratic institutions’ sei“ (Selbst während seines Denazifizierungsverfahrens 1948 „stand Fritz Thyssen weiterhin auf dem Standpunkt, dass Demokratie keine geeignete Staatsform für Deutschland sei“!).

 

De Taillez qualifiziert seine Einstellung als „naiv“. „Schizophren“ und „dreist“ wäre aus unserer Sicht eindeutig angebrachter. Typisch für den Thyssenschen Allmachtsglauben ist sicherlich auch, dass Fritz zu meinen schien, der Lauf eines von solch langer Hand geplanten Krieges ließe sich durch ein paar simple Äußerungen seinerseits ändern. Die Tatsache, dass es seinem Bruder Heinrich so elegant gelungen war, über seine ungarische Nationalität und seinen sicheren, bequemen schweizer Wohnsitz, sich aus allem Politischen herauszuhalten und dennoch alle finanziellen Vorteile der Thyssen-Unternehmungen im Krieg zu genießen, muss Fritz immens geärgert haben. Dieser Verdruss mag sogar ein Auslöser seiner Flucht gewesen sein. So erstaunt es auch nicht, dass er keine Rücksicht auf Heinrich’s Stillschweigeabkommen mit den Schweizer Behörden nahm (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 132), das er durch seine laute Flucht gefährdete.

 

De Taillez erläutert nun, dass Fritz Thyssen über „geheime Kanäle“ „Kontakt zu Altkanzler Joseph Wirth und westlichen Agenten“ aufgenommen habe und so „in gewisser Weise Teil von Wirths Sondierungsversuchen mit Frankreich und England“ geworden sei. Dann aber sei General Halder, der „bis dahin Anführer der geheimen militärischen Opposition zum Dritten Reich“ gewesen sei „Anfang 1940 eingeknickt“. Der französische Geheimdient, so de Taillez, vermutete hingegen, „dass Fritz Thyssen Kopf einer weitläufigen Geheimorganisation sei, die Deutschland in der Schweiz aufbaue, um den französischen und britischen Einfluss in Europa zu unterminieren“. Gleichzeitig glaubt de Taillez, „unter normalen Umständen wäre Thyssen die Einreise nach Frankreich während des Kriegs verweigert worden. Sein Glück war, dass er den französischen Geheimdienst in der Schweiz hatte überzeugen können, über wichtige Informationen und Einschätzungen zu verfügen, die den Alliierten im Kampf gegen das Dritte Reich nützten“.

 

Es war stets typisch für die ultra-vermögenden Thyssens, sich bei allen wichtig zu machen. Nur dass es diesmal um Krieg ging. Um Zugehörigkeit ging es den Thyssens nie. Sie waren transnational und nur sich selbst, aber keiner einzigen Nation verpflichtet.

 

Gut ablesen lässt sich das auch aus dem Buch „I Paid Hitler“, welches Fritz Thyssen zusammen mit Emery Reves 1940 verfasste und Letzterer 1941 in London und New York veröffentlichte (siehe auch hier). Reves arbeitete laut de Taillez seit 1937 auch mit Winston Churchill zusammen. 1940 soll Churchill Reves „mit dem Aufbau des britischen Propagandaapparats in Nord- und Südamerika“ beauftragt haben (!). De Taillez weiter: „Reves weihte Churchill in die zentrale These Fritz Thyssen’s zur Wiederherstellung des Friedens in Europa ein, die bald öffentlich proklamiert würde: Deutschlands Teilung“ – und zwar in „ein protestantisches Ostdeutschland und ein katholisches Westdeutschland unter einem Wittelsbacher“. Churchill soll diese Ansichten an seinen Geheimdienstberater Major Desmond Morton weiter geleitet haben – obwohl man hier doch wohl Zweifel hegen könnte, wieviel davon O-Ton Fritz Thyssen gewesen wäre, und wieviel eher britischer Propaganda zuzuschreiben sein mag…

 

Dass Fritz Thyssen auch manchmal „bewusst die Unwahrheit gesagt“ (sprich gelogen) haben könnte, ist etwas, was Felix de Taillez auf Seite 459 im Zusammenhang mit Thyssens Aussagen zur Entstehungsgeschichte von „I Paid Hitler“ in den Raum stellt. Es ist ein Anflug von Ehrlichkeit, die eben auch mit „Ehre“ zu tun hat, und die bei so vielen Aussagen der Thyssens und ihrer offiziellen Biografen bislang sehr vermisst wurde. Nachdem sich Thyssen und seine Anwält von dem Buch distanzierten, bestätigte Reves der Spruchkammer, es sei insgesamt von Thyssen diktiert und zu zwei Dritteln von ihm korrigiert worden. Reves bestritt, ein Ghostwriter zu sein, und bezeichnete sich als Herausgeber und Presseagent. Auch brachte er vor, Anita Zichy-Thyssen habe ihm mehrfach für die Veröffentlichung gedankt. Bis heute preisen die Nachfahren von Anita in Süd-Amerika das Buch an und verunglimpfen jeden, der sich kritisch über Fritz Thyssen äussert (siehe hier).

 

* * *

 

De Taillez hält fest, dass Fritz Thyssen nach seiner Ingewahrsamnahme durch die Alliierten „in Britischen und US-Amerikanischen Wochenschauen als mutmaßlicher Kriegsverbrecher präsentiert“ wurde. Sodann behauptet er: „offenbar taten sich die Amerikaner sowohl mit einer einheitlichen Einschätzung von Thyssens Fall als auch in der Koordination mit den deutschen Behörden noch schwer“. Dies blendet aus, dass der Fall vor allem dadurch erschwert wurde, dass ein Zugriff auf Heinrich Thyssen-Bornemisza in der Schweiz für die Alliierten nicht möglich war und auch, dass es Diskrepanzen zwischen den Briten und den Amerikanern gab, wie die Thyssens zu behandeln seien (die Briten tendierten mehr zu deren Bestrafung). Wilhelmus Groenendijk, der von 1957 bis 1986 dem Finanzmanagement der Thyssen-Bornemisza Gruppe angehörte, erklärte uns gegenüber: „Heinrich wie Fritz waren als Kriegsverbrecher erfasst. Aber von den Niederlanden aus haben wir es geschafft, dass ihre Namen auf der Liste immer weiter nach unten rutschten, bis wir behaupten konnten, dass ihr Vermögen in Wahrheit alliiertes Eigentum sei“ – und daher unmöglich den deutschen Kriegsanstrengungen zugute gekommen sein konnte…. (siehe „Die Thyssen-Dynastie“, S. 240).

 

De Taillez resumiert für Fritz Thyssen dass er sich „trotz erheblicher Differenzen (…) lange Zeit mit dem Dritten Reich arrangierte, da es einen Sockel an Gemeinsamkeiten gab“, nämlich das Ideal des autoritären Staats, die Entmachtung der sozialistischen Arbeiterbewegung und die Revisionspolitik. Dazu kam die Aussicht auf Gewinnsteigerungen der Stahlindustrie. Er schildert dass „der ehemalige Reichskanzler (Heinrich) Brüning (im Nachkriegs-Spruchkammerverfahren gegen Fritz Thyssen) schriftlich erklärte, dass für den Aufstieg Hitlers die Finanzierung aus dem Ausland ausschlaggebend gewesen sei“. Und doch behaupten verschiedene Autoren dieser Serie, inklusive de Taillez, Letzteres sei nichts weiter als eine Verschwörungstheorie. Nichtsdestotrotz macht de Taillez gleichzeitig die bemerkenswerte Feststellung, dass „die oft polarisierenden Äußerungen des Fritz Thyssen in der weltweit am einflussreichsten anglo-amerikanischen Medienwelt bis 1933 positiver bewertet wurden als in der deutschen Öffentlichkeit“ – was doch auf eine Unterstützung des deutschen Rechtsrucks gerade in Großbritannien und den Vereinigten Staaten hinweisen würde.

 

De Taillez schildert Fritz weitaus intimer als Heinrich, und zwar als absurd, agitierend, ambivalent, einflussreich, fast manisch, polarisierend, realitätsfern, eine Reizfigur, selbstüberschätzend, skrupellos, unbelehrbar, uneinsichtig, unklar, ein Unruhestifter, UNSINNIG, zusammenhanglos, zynisch, und, in einer Beschreibung durch Andere, als von einer „mehr als sonderbaren Art“. Viele dieser Charakteristiken treffen sicher auch auf Heinrich zu, denn sie sind nicht zuletzt auf den gierigen Luxus der Familie und die resultierende, hubristische Wirklichkeitsfremdheit zurückzuführen. Nur war Heinrich intelligenter als Fritz und er wusste vor allem, dass man sich in einer gewissen Zurückgezogenheit viel besser tarnen kann, vor allem wenn man in Wahrheit noch skrupelloser ist als sein überlauter Bruder.

 

Felix de Taillez’ Kollege Jan Schleusener („Die Enteignung Fritz Thyssens“) bewertet Fritz Thyssen hingegen als Helden: er sei „der einzige Reichstagsabgeordnete (gewesen), der gegen die Entfesselung des Krieges offen Protest erhob“, was an Thomas Rother’s gleichsam unpassende Aussage erinnert, Thyssen sei der einzige Industrielle in Deutschland gewesen, der an Hitler’s Krieg nicht verdient hätte. Gegenüber Norman Cousins gab Fritz Thyssen, laut de Taillez, anscheinend ein einziges Mal zu, “dass er sich wegen seiner finanziellen Unterstützung Hitlers in den späten 1920er Jahren für den Nationalsozialismus mitverantworlich fühle“. Doch Cousins fiel gleichzeitig unangenehm auf, dass Thyssen „nicht die vielen Verbrechen seit 1933, die politischen Morde, die Zerstörung bürgerlicher Freiheiten und die Verfolgung der Juden als ausschlaggebend für seine Abwendung vom Nationalsozialismus nannte“. Von Heinrich Thyssen-Bornemisza sind zu diesen Thematiken überhaupt keine Äußerungen überliefert.

 

Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um einschätzen zu können, ob die angeblich heldenhafte, anti-nationalsozialistische, antimartialische Gesinnung der Thyssens wahrhaftig ist oder ob sie den artifiziellen Diskulpierungen zu verschonender Kriegsprofiteure/-verbrecher (denn sie müssen gewusst haben, dass Hitler’s Krieg ein Vernichtungskrieg sein würde) durch ihre Untergebenen entstammt.

 

Die herausragende Leistung dieses Buches ist es jedenfalls, dass sie die äußerst elitäre Perspektive dargestellt, aus der die Thyssens ihre Rolle im Nationalsozialismus sahen. Bisher ist es der einzige Band der Serie, der nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch in einer der größten deutschen Tageszeitungen besprochen worden ist.

 

Eine ehrliche deutsche Sicht (Foto copyright Lizas Welt:  internet/lizaswelt.net/2011/02/28/volksgemeinschaft-gegen-rechts/

 

 

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Posted in The Thyssen Art Macabre, Thyssen Art, Thyssen Corporate, Thyssen Family Comments Off on Buchrezension: Thyssen im 20. Jahrhundert – Band 6: “Zwei Bürgerleben in der Öffentlichkeit. Die Brüder Fritz Thyssen und Heinrich Thyssen-Bornemisza”, von Felix de Taillez, erschienen im Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 2017 (scroll down for English version)

Simone Derix Tarnt Thyssen Schuld – Rechnitz Revisited II

Die Thyssens haben es stets vermieden, Einzelheiten ihrer Nazi Vergangenheit zu offenbaren, und zwar über eine Mischung von Leugnung, Verschleierung und Bestechung. Doch mit der Veröffentlichung unseres Buches „Die Thyssen-Dynastie“ 2007 und den Enthüllungen zum schrecklichen „Rechnitz Massaker“ wurde es immer schwieriger, diese Philosophie aufrecht zu erhalten. Familienmitglieder beschlossen endlich, über die Fritz Thyssen Stiftung zehn Akademiker zu beauftragen, um ihre persönliche, gesellschaftliche, politische und industrielle Vergangenheit umzuschreiben (in der Serie „Familie – Unternehmen – Öffentlichkeit. Thyssen im 20. Jahrhundert“) und damit ihren Ruf aufzupolieren.

Dieser Plan ist zum Teil aufgegangen und zum Teil nicht, denn trotz ihrer geschmiedeten Pläne offenbaren diese Bände oft mehr als es den Thyssens wahrscheinlich recht ist, sei es direkt oder durch die Bloßstellung von Widersprüchen.

Wir rezensieren hier die von der Thyssen Organisation gesponsorten Abhandlungen in der Abfolge ihres Erscheinens und werden dies auch mit dem neuesten Band, „Die Thyssens. Familie und Vermögen“ von Simone Derix tun. Zunächst jedoch wollen wir einen einzigartigen Bestandteil des Buches untersuchen, denn der neueste Band ist gleichzeitig, ein ganzes Jahrzehnt nach unserer Veröffentlichung, die erste offizielle Thyssen Publikation, die eine Beschreibung dessen enthält, wie die Dynastie im Leben der Gemeinde Rechnitz, und insbesondere bei den Vorfällen des „Rechnitz Massakers“ vom 24./25. März 1945 in Erscheinung getreten ist. Es ist ein Thema, das uns ganz besonders am Herzen liegt.

Leider hat die Fritz Thyssen Stiftung Simone Derix erlaubt, die gerade einmal sieben Seiten (einer 500 Seiten starken Abhandlung, die sich von ihrer Habilitationsschrift ableitet) einem Manifesto einzuverleiben, das sowohl eine Public Relations Arbeit für die Thyssens wie auch ein Ausdruck ihrer eigenen, ambitionierten Selbstdarstellung im „neuen“ Feld der „Reichen-Forschung“ ist. Dabei ist die Grundaussage von Derix die, dass die Thyssens ob ihres herausragenden Reichtums gefeiert werden sollten, während sie für ihre Viktimisierung durch Journalisten, Berater, Staatsgewalten, Verwandte, Bolschewisten, Nationalsozialisten, etc., etc. zu bemittleiden sind.

Das macht Derix zu der Art Verteidiger, von denen Ralph Giordano gesagt hat, dass sie nicht müde werden, „aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer zu machen“. Die Tatsache, dass der Deutsche Historikerverband es für angebracht gehalten hat, Simone Derix für ihre Arbeit den Carl-Erdmann-Preis zu verleihen, der nach einem wahren Opfer nationalsozialistischer Verfolgung benannt ist, verstört zusätzlich.

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Deutschland war ein Spätentwickler in Sachen Industrialisierung und Nationalstaat und stieg mit einer explosionsartigen Energie auf die internationale Bühne empor, die zur Katastrophe führen sollte. Während die unfassbar hart arbeitenden Brüder August und Josef Thyssen im Mittelstand verankert waren und von dort Ende des 19. Jahrhunderts das enorme, industrielle Thyssen-Vermögen erschufen, kehrten August’s Söhne Fritz Thyssen und Heinrich Thyssen-Bornemisza, unter dem Einfluss ihrer gesellschaftlich ehrgeizigen Mutter, dem Bürgertum den Rücken zu und benutzten ihren ererbten Wohlstand dazu, in einen neuartigen, hoch reaktionären Landadel aufzusteigen.

Derix beschreibt, wie Fritz Anfang des 20. Jahrhunderts, weitab der ursprünglichen Thyssen-Basis in der Ruhr, das Rittergut Gleina bei Naumburg/Saale pachtete, das Rittergut Götschendorf in der Uckermark kaufte und verkaufte und das Rittergut Neu Schlagsdorf bei Schwerin, sowie Schloss Puchhof in Bayern kaufte. Wir wussten bereits, dass Heinrich unter anderem den Rennstall Landswerth bei Wien, das Gestüt Erlenhof bei Bad Homburg, mit Rennstall in Hoppegarten bei Berlin und die Gut Rechnitz im österreichischen (vordem ungarischen) Burgenland erstand.

Durch unsere Forschungen wissen wir, dass die Thyssen Brüder auf den Ländereien des jeweils anderen jagten. Dies widerlegt einmal mehr die fadenscheinige Behauptung, die in der Serie „Familie – Unternehmen – Öffentlichkeit. Thyssen im 20. Jahrhundert“ immer und immer wieder, auch von Simone Derix, vorgebracht wird, dass Fritz und Heinrich Thyssen sich nicht verstanden hätten. Es ist eine Behauptung, die darauf abzielt, die Synergien in den wirtschaftlichen Unternehmungen der Thyssen Brüder zu verschleiern, insbesondere jene, die dem Nazi Regime zuträglich waren.

Beide Männer verhielten sich wie Feudalherren, die die Zufuhr von billigen Arbeitern und Zwangsarbeitern zu schätzen wussten, die Ihren Unternehmen durch die Unterdrückung von Arbeiterbewegungen und durch internationale, bewaffnete Konflikte geboten wurden, für die Ihre Fabriken Waffen und Munitionen lieferten. Die Thyssen Brüder mischten sich in eigennütziger Weise in die Politik ein, und zwar offen (Fritz) bzw. hinter den Kulissen, über diskrete, diplomatische und gesellschaftliche Kanäle (Heinrich) – obwohl Letzteres von Derix und ihren akademischen Kollegen vehement bestritten wird.

Beide Thyssen Brüder halfen dabei, den Nazis zum Aufstieg zu verhelfen. Aber Simone Derix versucht wiederum, sie als die schuldfreien, in die „Falle“ gelockten, illustren Industriellen darzustellen, die sie zu keinem Zeitpunkt gewesen sind.

1933 schaffte es Heinrich’s Tochter Margit – durch ihren unerbittlichen Vater, ihre anti-semitische Mutter und ihre pseudo-fromme, elitäre Sacré Coeur Erziehung verdorben -, die im Rechnitzer Schloss geboren und aufgewachsen war, den Status der Familie durch ihre Einheiratung in den ungarischen Adel (Ivan Batthyany) zu erheben – Das Gleiche erreichte auch Fritz Thyssen’s Tochter Anita (Gabor Zichy).

Am 8. April 1938, eine Woche nach dem Anschluss Österreichs an Nazi Deutschland, übertrug Heinrich Thyssen-Bornemisza sein Gut Rechnitz, welches einst jahrhundertelang (von 1527 bis 1871) im Besitz der Batthyanys gewesen war, an Margit. Unsere Forschungen deuten darauf hin, dass dies geschah, sodass der im Tessin verschanzte Baron keine offensichtlichen Besitzungen im Deutschen Reich mehr aufwies.

Simone Derix gibt an, dies sei statt dessen aus steuerlichen Gründen geschehen.

Da alle seine deutschen Firmen durch holländische Finanzinstrumente gehalten wurden, waren die schweizer Behörden, die, obwohl offiziell neutral, bis zur Kriegswende 1943 pro-Deutsch eingestellt waren, versichert, dass Heinrich Thyssen für sie nicht zum politischen Problem werden würde.

Über sein Unternehmen Thyssensche Gas- und Wasserwerke (später Thyssengas) finanzierte Heinrich Thyssen-Bornemisza sowohl Schloss Rechnitz als auch das Ehepar Batthyany-Thyssen diskret weiter. Während des Zweiten Weltkriegs verwendete seine Ruhr-Zeche Walsum, die zu Thyssengas gehörte, Zwangsarbeiter in der Größenordnung von zwei Dritteln der Gesamtbelegschaft; ein Rekord in der damaligen deutschen Industrie. In der Umgebung von Rechnitz wurden bergbauliche Interessen durch Thyssengas ausgeschöpft.

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Während Jahrhunderten war das riesige Rechnitzer Schloss, in dessen Hof, so wurde gesagt, ein ganzes Husarenregiment exerzieren konnte, das Machtzentrum von Rechnitz gewesen. Wie genau veränderte sich diese Situation nachdem die Nazis in Österreich die Staatsgewalt übernommen hatten? Wo genau in Rechnitz installierte sich die Partei mit ihren verschiedenen Organisationen?

Simone Derix liefert keine Antworten auf diese Fragen, obwohl sie mittels viel wortreichem Wirbel vorgibt, genau das zu tun. Stattdessen schreibt sie in vager, ausweichender Manier: “…..die Batthyanys (fanden) auf Schloss Rechnitz im Zweiten Weltkrieg mit Repräsentanten der NSDAP und des NS-Regimes ein einvernehmliches Auskommen“.

1934 lebten 170 Juden in Rechnitz. Am 1. November 1938, eine Woche vor der Reichskristallnacht, wurde Rechnitz als „Judenfrei“ erklärt, eine Situation die gewisse Mitglieder der Thyssen Familie begrüßt hätten (siehe hier). Doch Simone Derix weigert sich, den Antisemitismus von Schlüsselfiguren der Familie anzuerkennen. Sie beschränkt diese Eigenschaft statt dessen auf Randfiguren.

Im Frühjahr 1939, so Derix, wurde Hans-Joachim Oldenburg, dessen Vater Oberingenieur bei Thyssen war und der selbst auf landwirtschaftlichen Gütern der Thyssen-Familie gearbeitet hatte, nach Schloss Rechnitz gesandt, um dessen Bewirtschaftung zu übernehmen, welche sich schon bald auf Zwangsarbeiter aus dem ganzen Nazi-besetzten Europa stützte.

In jenem Sommer kam Franz Podezin als Beamter des Gestapo Grenzpostens nach Rechnitz. Er war seit 1931 ein Mitglied der SA gewesen und wurde später SS-Hauptscharführer. Er wurde ebenfalls Leiter der NSDAP in Rechnitz.

Simone Derix kommentiert: „Beide (Dienst)stellen (von Podezin) waren räumlich getrennt“, aber sie sagt nicht, wo genau diese Stellen lokalisiert waren. Stefan Klemp vom Simon Wiesenthal Zentrum hat geschrieben, dass das Hauptquartier der Rechnitzer Gestapo im Rechnitzer Schloss war. Entweder ist seine Aussage korrekt oder aber Simone Derix hat Recht, wenn sie sagt, dass Podezin erst im Herbst 1944 ein Büro im Schloss bezog, als er NSDAP Leiter des Unterabschnitts I des Abschnitts VI (Rechnitz) des Südostwall-Baus wurde.

Indem sie Klarheit vermissen lässt, umgeht Derix den wunden Punkt und trägt zur Rechtfertigung von Schuldigen bei – insbesondere der Thyssens als Besitzer, Geldgeber und „Herrschaften“ des Schlosses.

Die Aktivitäten an diesem verstärkten Verteidigungssystem, welches die Rote Armee aufhalten sollte, wurden von der Organisation Todt koordiniert (geleitet vom Rüstungsminister Albert Speer), vom Wehrmacht Generalmajor Wilhelm Weiss, und, im betreffenden Abschnitt, vom Gauleiter der Steiermark, zu der das Burgenland damals gehörte, Siegfried Uiberreither.

Ortsansässige und Zwangsarbeiter verschiedener Nationen wurden eingesetzt. Ihre Behandlung hing von ihrer Position innerhalb der Rassenhierarchie ab, welche die Nazi-Ideologen verfasst hatten. Am untersten Ende, und damit den schlechtesten Bedingungen und größten Schikanen ausgesetzt waren Slawen, Russen und Völker der Staaten der Sowjetunion. Niemand jedoch wurde so schlecht behandelt wie die Juden.

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Wie genau verbrachte Margit Batthyany-Thyssen die 12 Jahre der Nazi Tyrannei?

Die Gräfin übernahm die Rolle ihrer Mutter und Großmutter vor ihr als „Königin von Rechnitz“, während sie weiterhin weitläufig innerhalb des Reiches reiste. Nachdem sie die Pferdebegeisterung ihres Vaters geerbt hatte, beaufsichtigte sie die Thyssenschen Pferdezucht- und Rennsportaktivitäten in Bad Homburg bei Frankfurt, Hoppegarten/Berlin und Wien, besuchte Rennen in verschiedenen europäischen Städten und nahm Trophäen im Namen ihres Vaters entgegen, dem nicht mehr länger daran gelegen war, ausserhalb seines sicheren Tessiner Hafens gesehen zu werden.

1942 gewann ihr Erlenhof Hengst Ticino das Österreichische Derby in Wien-Friedenau und das Deutsche Derby in Hamburg. 1944 gelang dasselbe ihrem Erlenhof Hengst Nordlicht, doch das Deutsche Derby wurde wegen der Schäden in Hamburg durch alliierte Bombardierungen in Berlin abgehalten.

Bei diesen öffentlichen Veranstaltungen war Margit Batthyany im Kreise von Nazi Offiziellen zu sehen und wurde von diesen als ein Mitglied der höchsten Elite im Nazi Staat gefeiert. Es ist eindeutig, dass der Krieg für sie keine Veränderung in ihrem privilegierten Lebensstil mit sich brachte.

Jedes dieser Ereignisse war auch ein sehr öffentlicher Ausdruck der Unterstützung und Legitimierung des Nazi Regimes im Namen der Thyssens und der Batthyanys, doch jeglicher Bezug zu dieser Funktion fehlt in Derix’s Abhandlung.

Margit reiste auch regelmäßig während des Kriegs in die Schweiz, wo sie ihren Bruder Heini und ihren Vater Heinrich in Lugano, Zürich, Davos oder Flims traf. Es ist klar, dass auch sie Margit’s Lebensstil unterstützten. Dies bleibt bei Derix wiederum unerwähnt.

Während des Krieges in Rechnitz hatte Margit Batthyany anscheinend Liebesbeziehungen mit Hans Joachim Oldenburg (von der Familie Batthyany bestätigt) und Franz Podezin (durch einen Schlossangestellten angegeben und von Simone Derix erwähnt). Dies spiegelt die Informationen wider, die uns vor vielen Jahren durch Heini Thyssen’s ungarischen Rechtsanwalt, Josi Groh, gegeben wurden. Angestellte der Thyssens waren in einer idealen Position, solche Dinge zu beobachten, da sie Aufenthaltsräume säubern, Frühstück im Bett servieren und Gegenstände des täglichen Lebens der privaten Natur beschaffen mussten.

Seltsamerweise hat Simone Derix trotzdem das Bedürfnis, solche Details als „Spekulationen“ zu brandmarken, wodurch sie nahe legt, dass sie künstlich erhoben werden, um ein ungerechtfertigt schlechtes Licht auf ein Mitglied der Thyssen Familie zu lenken.

Der einzige Grund, warum wir Margit Batthyany’s spezifische Sexualneigung beleuchtet haben war, weil sie die intime Beziehung der Thyssens mit dem Nazi Regime so kraftvoll symbolisiert. Diese wird im Rahmen der Aufarbeitung der Rechnitzer Kriegsverbrechen nach dem Krieg an besonderer Bedeutung gewinnen.

Akademiker wie Simone Derix und Walter Manoschek, sowie Mitglieder der Refugius Gedenkinitiative sind nicht müde geworden zu beschwören, wir hätten die Geschichtsschreibung dieses Kapitels aus dem Kontext gerissen und in eine billige ‘Sex & Crime’ Saga verwandelt. Das Einzige, was durch diese fehlgeleiteten Beschuldigungen erreicht wird, ist das die Thyssens und Batthyanys einmal mehr davor abgeschirmt werden, ihre Verantwortung zu übernehmen, der sie sich, mit Ausnahme von Sacha Batthyany, bisher so energisch entzogen haben.

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Mit dem Jahr 1944 wurde der Nazi-Traum zum Alptraum. Im März besetzte Deutschland Ungarn und installierte ein Sondereinsatzkommando unter Adolf Eichmann, der die Deportation von 825.000 Juden organisierte. Bis Juli wurden 320.000 davon in den Gaskammern von Auschwitz ermordet und ca. 60.000 machte man zu Zwangsarbeiter in Österreich. Im Oktober, als die ungarischen Faschisten die Regierungsgeschäfte von dem authoritären Miklos Horthy übernahmen, wurden 200.000 Budapester Juden zur Zielscheibe.

Laut Eva Schwarzmayer wurden ca. 35.000 ungarische Juden für Holz- und Schanzarbeiten am Südostwall-Bau eingesetzt. Von diesen arbeiteten insgesamt bis zu 6.000 im Abschnitt Rechnitz und waren in vier verschiedenen Lagern untergebracht: In den Kellern und Lagerräumen des Schlosses, im sogenannten Schweizermeierhof in der Nähe des Kreuzstadls, in einem Barackenlager namens „Wald“ oder „Süd“ und in der früheren Synagoge. Währenddessen wurde der Volkssturm konstituiert, dem Hans Joachim Oldenburg beitrat.

Nichts von alledem wird von Simone Derix erwähnt.

Mit Beginn des Jahres 1945, als die westlichen und sowjetischen Armeen auf Hitler’s Deutschland eindrangen, geschahen zunehmend die sogenannten „Endphase-Verbrechen“ als Teil der Nazi Politik der ‘verbrannten Erde’. Dies bedeutet, dass Belastungsmaterial, inklusive Lagerinsassen, vernichtet und gleichermaßen diejenigen heimischen Bürger ausgeschaltet werden sollten, die ihre Ansicht zum Ausdruck brachten, der Krieg sei für die Deutschen verloren.

Diese Einstellung währte bis in die Nachkriegszeit hinein, sodass Zeugen, die bereit waren, gegen nationalsozialistische Kriegsverbrecher auszusagen, durch politische Fememorde zum Schweigen gebracht wurde. Dies geschah in Rechnitz mehrmals.

Nun begannen die sogenannten „Todesmärsche“, in denen Nazi Opfer aus ihren Gefängnissen evakuiert und vor den alliierten Fronten hergetrieben wurden, wobei viele unterwegs starben oder von Mitgliedern der SA, SS, des Volkssturms, der Hitlerjugend, der örtlichen Polizei etc., die sie bewachten, in aller Öffentlichkeit, oft in Sichtweite der örtlichen Bevölkerung, ermordet wurden.

Insgesamt scheinen mindestens 800 Juden in dieser Endphase des Kriegs in Rechnitz getötet worden zu sein. Das sogenannte „Massaker von Rechnitz“ an ca. 180 Juden in der Nacht vom 24./25. März 1945 ist in Wirklichkeit nur eines von mehreren mörderischen Aktionen. Simone Derix erwähnt kurz „bereits vor dem 24. März 1945 sind Erschießungen (in Rechnitz) bekannt“. Aber sie macht keinerlei Angaben zu diesen anderen Rechnitzer Massakern.

Annemarie Vitzthum aus Rechnitz gab während der Verfahren 1946/8 vor dem Volksgericht zu Protokoll, dass im Februar 1945 acht hundert Juden zu Fuß in Rechnitz angekommen seien und dass Franz Podezin sie „willkommen geheissen“ habe, in dem er hoch zu Pferde auf den erschöpften Menschen herumgetrampelt sei.

Laut österreichischen Ermittlern wurden Anfang März 220 ungarische Juden in Rechnitz erschossen.

Franz Cserer aus Rechnitz gab an, dass ca. Mitte März acht kranke Juden von Schachendorf nach Rechnitz gebracht worden seien und dass Franz Podezin sie beim jüdischen Friedhof erschossen habe.

Josef Mandel aus Rechnitz machte eine Aussage, dass am 17. oder 19. März ein Transport von 800 Juden aus Bozsok (Poschendorf) in Rechnitz angekommen sei. Der Überlebende Paul Szomogyi gab an, dass am 26. März 400 Juden aus seiner Zwangsarbeitergruppe in Rechnitz ermordet worden seien.

Simone Derix erwähnt mit keinem Wort die erhebliche Größenordnung dieser zusätzlichen Verbrechen.

Eleonore Lappin-Eppel schreibt: „Paul Szomogyi war am 22. oder 23. März zusammen mit 3-5.000 Leidensgenossen von Köszeg in den Abschnitt Rechnitz verlegt worden“. Otto Ickowitz berichtete, dass kranke Gefangene aus einer Gruppe, die vom Lager in Bucsu kamen in einem Wald bei Rechnitz ermordet wurden.

Unglaublicherweise behandelt Simone Derix diesen beschleunigenden Horror indem sie die folgende, technokratische Sprache verwendet: „In den letzten Kriegsmonaten trafen in Rechnitz ganz unterschiedliche Typen von Lagergesellschaften und die jeweils damit verbundenen Erfahrungen aufeinander und verquickten sich mit lokalen Herrschaftsstrukturen“.

Dies klingt fast wie eine Zeile aus der Hand von Adolf Eichmann persönlich.

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Die Personen, die in der Nacht vom 24./25. März in das Massaker und/oder das Fest involviert waren umfassten unter anderem: den Kreisleiter von Oberwart, Eduard Nicka und weitere Funktionäre des gleichen Hauptquartiers der NSDAP, verschiedene Steyrische SA-Männer, Franz Podezin, seine Sekretärin Hildegard Stadler, Hans-Joachim Oldenburg, das SS-Mitglied Ludwig Groll, den Leiter des Unterabschnitts II des Abschnitts VI des Südostwall-Baus Josef Muralter, Stefan Beigelböck, Johann Paal (Transport), Franz Ostermann (Transport) und Hermann Schwarz (Transport).

Derix kommentiert: „Die mutmaßlichen Täter/innen rekrutierten sich aus dem Kreis dieser Festgesellschaft, zu der auch die Schlossherren Margit und Ivan Batthyany zählten“.

Später half Margit Batthyany den zwei Hauptverdächtigen, Podezin und Oldenburg, zu fliehen und sich einer Strafverfolgung zu entziehen. Wenn sie nichts mit dem Rechnitz Massaker zu tun gehabt und die Vorkommnisse verwerflich gefunden hätte, erscheint es logisch, davon auszugehen, dass sie geholfen hätte, die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe zuzuführen, statt Ihnen dabei zu helfen, dieser auszuweichen.

Simone Derix erscheint fixiert darauf, die Thyssens frei zu sprechen und geht dabei sogar soweit, in Erwägung zu ziehen, dass Margit eventuell Opfern geholfen haben könnte – gibt dabei aber keinerlei Hinweise, wie sie zu dieser Einschätzung kommt.

Während der Nachkriegsverfahren wurde Josef Muralter als Organisator des Gefolgschaftsfests dargestellt. Verschiedene Akademiker haben auf diese angebliche Tatsache viel Wert gelegt, um zu zeigen, dass Margit Batthyany nicht die Gastgeberin des Abends gewesen sei, wie wir angegeben haben.

Aber solange keine Dokumente vorliegen, die beweisen, dass eine nationalsozialistische Organisation für das Fest bezahlt hat (und Derix legt solche Dokumente nicht vor) bleibt es Tatsache, dass Margit Batthyany die übergeordnete Gastgeberin war, denn es war ihre Familie, die für das Schloss und alles, was darin geschah bezahlte. Hierfür gibt es dokumentarische Beweise (siehe hier).

Simone Derix gesteht die zentrale Rolle der Personengruppe, die im Schloss Batthyany-Thyssen ansässig waren, bei den schrecklichen Missandlungen ein, die während des Zweiten Weltkriegs in Rechnitz stattfanden. Sie räumt sogar ein, dass manche Menschen der Ansicht sein könnten, es gebe hier Raum, Fragen der moralischen und juristischen Verantwortung an die Besitzer zu richten. Aber sie klagt die Thyssens und die Batthyanys nie ob dieser Verantwortung oder Schuld an, und impliziert statt dessen, dass sie wahrscheinlich „nichts gesehen“ haben.

Es ist die gleiche Art der Verteidigung, die auch Albert Speer anwendete, als er Hugh Trevor-Roper anlog, dass er über das Programm der Endlösung nicht unterrichtet gewesen sei, weil es „so schwierig war, dieses Geheimnis zu kennen, selbst wenn man Mitglied der Regierung war“. Diese Taktik zielt darauf ab, mächtige Individuen abzuschirmen und die Gesamtschuld der Allgemeinheit zu zu schieben.

Wie in bisherigen Bänden der Serie so sind es auch hier wieder die Thyssen Manager, die beschuldigt werden, und in diesem Falle insbesondere Hans-Joachim Oldenburg. Derix behauptet, er habe „seine Machtbefugnisse – auch gegenüber den Arbeitgebern – erweitern (können)“, er sei „aktiv an der Herstellung einer nationalsozialistischen ‘Volksgemeinschaft’ beteiligt (gewesen) und habe „rassistisch und antisemitisch“ agiert. Derix erwähnt jedoch nicht einen einzigen Beweis für ihre Beschuldigungen.

Falls Margit Batthyany ein Problem mit diesen Verhaltensweisen gehabt hätte, wäre es für sie einfach gewesen, sich für die Dauer des Krieges in irgend ein europäisches Hotel einzumieten. Sie tat dies aber nicht. Man muss also annehmen, dass sie mit den rassistischen und politischen Drangsalierungen der damaligen Zeit einverstanden war. Derix aber zieht diese logische Schlussfolgerung nicht.

Margit wählte die Teilnahme am Rechnitzer Terrorregime. Derix bevorzugt es, den weniger negativ klingenden Begriff der „Volksgemeinschaft“ anzuwenden.

Erst als die russische Armee sich näherte ergriff Margit Batthyany, zusammen mit Hans-Joachim Oldenburg und einigen ihrer Angestellten, die Flucht in privaten Automobilen und ließ alle anderen im Stich. Ebenso tat es Podezin.

Emmerich Cserer aus Rechnitz sagte aus, dass am 28. und 29. März große Transporte von jeweils hunderten von Zwangsarbeitern Rechnitz verließen. Josef Muralter gab zu Protokoll, dass er am 29. März das Schloss mit 400 Gefangenen aus dem Schlosskeller verließ.

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Die Einwohner von Rechnitz mussten danach die Konfrontation mit der Roten Armee ertragen, das Niederbrennen ihres zentralen, 600-Jahre alten Schlosses als Teil der Nazi Politik der verbrannten Erde, die Nachkriegsermittlungen und die Stigmatisierung ihres Städtchens, die bis heute anhält. Diese Stigmatisierung ist jedoch nicht darauf zurück zu führen, wie Derix behauptet, dass der Fall durch Medienreportagen wie unserer „skandalisiert“ worden sei. Sie ist vielmehr Folge der Tatsache, dass die Verbrechen ob der Verschlagenheit der Flüchtenden nie richtig aufgeklärt und bestraft werden konnten.

Die Einwohner von Rechnitz haben ihre Pflicht getan, indem sie viele Zeugenaussagen tätigten, die es ermöglicht hätten, die Schuldigen zu verurteilen. Nichtsdestotrotz wurden sie später von Akademikern und manchen Medien beschuldigt, über die Vorfälle geschwiegen zu haben. Als wir als englisch-sprachige Außenseiter nach Rechnitz kamen sprachen Menschen zu uns unaufgefordert und frei über die Ereignisse. Allen voran der Historiker des Städtchens, Josef Hotwagner, der uns empfohlen worden war. Sie verbargen in keinster Weise, was dort geschehen war.

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Nach ihrer Flucht, so Simone Derix, installierte sich Margit Batthyany im April 1945 in einem Haus in Düns in Vorarlberg. Während des Sommers sei sie „reisen“ gegangen. Was Derix nicht erwähnt, ist dass Margit Batthyany, anscheinend ohne jegliche Probleme, im Juli 1945 zum ersten Mal nach dem Krieg in die Schweiz einreiste. Es ist nicht vorstellbar, dass die Schweizer Behörden zu diesem Zeitpunkt nicht darüber informiert waren, was wenige Monate davor im Burgenland geschehen war.

Laut Derix war Batthyany ab November für die Französische Militärregierung im österreichischen Feldkirch tätig, mit anderen Worten, sie schaffte es, sich in die alliierten Verwaltungsstrukturen einzubinden. Dies dürfte mit den top-level Verbindungen ihrer Familie zusammen gehangen haben und mit der Tatsache, dass sie Informationen über eine Region bieten konnte, die nunmehr unter sowjetischer Besatzung war. Derix aber gibt ihrerseits keinerlei Anhaltspunkte für den Grund dieser plötzlichen „Anstellung“.

Ein Jahr später, im Juli 1946, so schreibt Derix, habe Margit ihren Bruder Stephan Thyssen-Bornemisza in Hannover besucht. Dies war ein Mann, der ein förderndes Mitglied der SS gewesen war, und während des Krieges in verschiedene industrielle Aktivitäten involviert war, die den deutschen Kriegsanstrengungen unter Verwendung von Zwangsarbeitern zugute kamen, was er nach dem Krieg strikt leugnete. Derix erwähnt Stephan Thyssen’s pro-Nazi Aktivitäten an dieser Stelle jedoch nicht.

Laut Derix zog Margit Batthyany, finanziell von ihrem Vater abhängig wie sie war, im August 1946 in seine Villa Favorita in Lugano.

Unsere Forschungen ergaben, dass Margit im November 1946 an ihre Schwester Gaby Bentinck schrieb: „Damit es nicht auffällt, habe ich mit O.(ldenburg) besprochen, dass er vorerst zwei Jahre alleine nach Südamerika geht. Habe Visa für ihn in Aussicht, was sagst Du dazu?“ Diese Hinweise übergaben wir Sacha Batthyany und er verwendete sie in seinem Artikel (aber nicht in seinem Buch!). Simone Derix ignoriert sie und erwähnt lediglich, dass Margit im November 1946 „Pläne“ gehabt habe, „Europa zu verlassen“.

Die Tatsache dass Margit Batthyany zu diesem Zeitpunkt in Erwägung ziehen konnte, Vermögenswerte zwischen Ländern und sogar Kontinenten zu verschieben zeigt wiederum, wie privilegiert Ihre Lebensumstände im Vergleich zu denen der großen Mehrheit waren. Sicherlich hat sie auch auf Investitionen zurück greifen können, die die Familie bereits vor dem Krieg in Südamerika getätigt hatte.

Während dessen wurden im Burgenland 1946 achtzehn Menschen beschuldigt, in Rechnitz Kriegsverbrechen begangen zu haben, von denen sieben in einem Volksgerichtshof angeklagt wurden, inklusive, in Abwesenheit, Franz Podezin und Hans-Joachim Oldenburg. Aber nur zwei wurden verurteilt, und diese Urteile in den frühen 1950er Jahren durch österreichische Amnestiegesetze aufgehoben. Die Verfahren erstreckten sich über zwei Jahre und wurden sogar erst 20 Jahre später im Jahr 1965 in Deutschland endgültig abgeschlossen.

Am 7. Januar 1947 wurde Margit Batthyany das erste und einzige Mal in der Sache befragt, und zwar durch die Schweizerische Kantonalpolizei in Buchs (Schweizer Staatsschutz-Fiche, Akteneintrag C.2.16505). Sie musste nie als Zeugin vor dem österreichischen Gericht erscheinen, eine Tatsache, die auf einer Informationstafel des 2012 eröffneten Rechnitzer Kreuzstadl Museums angeprangert wird (in den kleineren englischen und ungarischen Versionen, nicht aber in der deutschen Hauptversion).

Wurde Margit Batthyany-Thyssen je aufgefordert, vor Gericht zu erscheinen? Falls nicht, weshalb nicht? Spielte die Neutralität ihres Gastlandes eine Rolle hierbei? Oder leitete sich der Schutz, den sie offensichtlich genoss direkt von ihrer überaus bevorteilten gesellschaftlichen Stellung ab?

Simone Derix behauptet, die Gräfin habe während ihrer Befragung „versucht“, Oldenburg ein Alibi zu verschaffen. In Wahrheit hat sie ihm ein Alibi verschafft, indem sie sagte, er habe sich die ganze Nacht auf dem Schloss aufgehalten. Sacha Batthyany’s Schlussfolgerung ist eindeutiger: „Sie schützt ihn, ihren Geliebten, denn Oldenburg ist von Zeugen beim Massaker gesehen worden“.

Im Sommer 1948, so unsere Forschungen, schrieb Margit ihrer Schwester Gaby Bentinck: „O.(ldenburg) hat ein fabelhaftes Angebot nach Argentinien zur größten Molkereiwirtschaft. Im August ist er dort“. Auch dieser Beweis wurde von uns an Sacha Batthyany weiter gegeben, der ihn veröffentlichte, aber von Simone Derix wird er nicht erwähnt. Sie versäumte es auch, gewisse Familienarchive in London zu konsultieren.

Am 13. August 1948 hielt das Gericht fest, dass laut einer mündlichen Information der Polizeidienststelle Oberwart, sowohl Franz Podezin als auch Hans-Joachim Oldenburg in der Schweiz anwesend waren und planten, mit Margit Batthyany nach Südamerika auszuwandern, und damit ihrem Mann zu folgen, der bereits dort war. Am 30. August 1948 informierte Interpol Wien die Behörden in Lugano per Telegramm:

„Es besteht die Gefahr, dass sich die beiden nach Südamerika begeben. Bitte um Festnahme“. Die Verhaftungsbefehle gegen die Flüchtigen wurden im Schweizer Polizeianzeiger vom 30.08.48, Seite 1643, Art. 16965 ausgeschrieben. All dies ist von Sacha Batthyany recherchiert und veröffentlicht worden. Simone Derix erwähnt es nicht.

Eleonore Lappin-Eppel fasst die Gerichtsverfahren 1946/8 folgendermaßen zusammen: „Wegen der Flucht der beiden verdächtigten Rädelsführer Podezin und Oldenburg hatte das Gericht erhebliche Probleme bei der Wahrheitsfindung.“

Sacha Batthyany kommentiert: „Sie (Margit) hat ihm zur Flucht verholfen, dem mutmaßlichen Massenmörder (Oldenburg)“.

Aber die Linie, die Simone Derix verfolgt ist wiederum die, Margit Batthyany-Thyssen zu beschützen, indem sie schreibt: „Unklar blieb auch, welche Rolle Margit Batthyany dabei zukam, als es zwei Hauptverdächtigen (Oldenburg und Podezin), gelang, sich der Befragung durch die österreichischen Behörden zu entziehen und so letzlich einer möglichen Bestrafung zu entgehen“.

Simone Derix behauptet auch, Franz Podezin sei in der Sache befragt worden. Dies ist unwahr. Podezin ist nie über seine angebliche Verstrickung in das Rechnitz Massaker befragt worden.

Derix praktiziert also nicht nur eine gravierende Entlastung zugunsten der Thyssen Familie, ihre Publikation bleibt auch hinter der gegenwärtigen Forschungslage zurück und ist in einem fundamentalen Punkt unwahr.

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Margit Batthyany-Thyssen und ihr Mann Ivan Batthyany lebten von 1948 bis 1954 auf einem Gut, das sie in Uruguay gekauft hatten. Was aus Podezin’s und Oldenburg’s Reiseplänen wurde ist weniger klar.

Simone Derix erklärt, dass Hans Joachim Oldenburg ab 1950 auf dem Gut Obringhoven arbeitete, welches Thyssengas gehörte, ein Fakt, der noch nie zuvor erwähnt worden ist. Dies ist ein seltener, kostbarer Beitrag von Derix zum Fall Rechnitz.

Dies zeigt auch, dass die Thyssens kein Problem damit hatten, diesen Gutsverwalter, der vor einem österreichischen Gericht angeklagt worden war, an Kriegsverbrechen teilgenommen zu haben, wieder zu beschäftigen. Die Thyssens gaben damit Hans-Joachim Oldenburg nicht nur eine Arbeitsstelle, sondern, so scheint es, auch Schutz vor weiteren Ermittlungen gegen ihn.

Doch Derix versäumt es, diesen Hintergrund kritisch zu beleuchten

Soweit es Podezin angeht, so schreibt Stefan Klemp vom Simon Wiesenthal Zentrum, er sei als Agent für die Westmächte in Ost-Deutschland untergetaucht. Podezin wurde anscheinend in der sowjetischen Besatzungszone wegen seiner Aktivitäten für die alliierten Geheimdienste verhaftet und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, allerdings nach 11 Jahren frei gelassen. Er siedelte dann nach West-Deutschland über, wo er sich als Versicherungskaufmann in Kiel niederließ.

1958 wurde die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg gegründet. Diese eröffnete 1963 ein Mordermittlungsverfahren gegen Franz Podezin und Hans-Joachim Oldenburg. Ein Brief vom 18.02.1963 macht klar, dass der Staatsanwalt wusste, dass Podezin so stark belastet war, dass seine Verhaftung von Nöten war. Und dennoch verzögerte er das Verfahren. Oldenburg wurde seinerseits am 26.03.1963 von der Zentralstelle in Dortmund befragt.

Als die Polizei schließlich versuchte, am 10. Mai Podezin zu verhaften, war dieser nach Dänemark geflohen. Kurt Griese, ein früherer SS-Hauptscharführer und nunmehr Regierungskriminalermittler, blockierte nun das Verfahren weiter, so Klemp, sodass es Podezin möglich war, in die Schweiz auszureisen. Von dort erpresste er Margit Batthyany, ihm bei der Flucht nach Südafrika behilflich zu sein. Dort arbeitete er für Hytec, eine Firma mit Geschäftsverbindungen zur Thyssen AG, wie Stefan Klemp ermittelte.

Sacha Batthyany schreibt: „Ob Tante Margit (Podezin) in den Sechzigerjahren zur Flucht verhalf und ihm auch noch einen Job vermittelte in Südafrika?“. Aber das Thema wird von Simone Derix außen vor gelassen.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung zusätzlich zu unserem Artikel 2007 berichtete, wurde gegen Margit Batthyany nie Anklage erhoben, obwohl einer der deutschen Ermittler 1963 dem österreichischen Justizministerium anzeigte, dass sie verdächtigt wurde, den beiden Rechnitz Mördern zur Flucht verholfen zu haben. Warum wurde gegen sie nie Anklage erhoben? Derix erwähnt diesen Punkt nicht und liefert daher keine Erklärungen.

Laut Eva Holpfer wurde das Verfahren gegen Hans Joachim Oldenburg auf Anweisung des Staatsanwalts am 21.09.1965 wegen Mangels an Beweisen eingestellt.

Mit den 1960er Jahren war Margit Batthyany zurück an der Rennbahn und nahm z.B. beim österrechischen Derby in Wien die Trophäe für Settebello entgegen, den sie gezüchtet hatte. Sie kehrte auch regelmäßig nach Rechnitz zurück (wo sie 1989 starb), v.a. zur Jagdsaison, und machte sich durch die Übergabe von Land und anderen Geschenken an Ortsansässige beliebt, wie uns von Rechnitzer Bürgern berichtet und von Sacha Batthyany bestätigt wurde.

1970 wurde Margit Batthyany-Thyssen die Schweizer Staatsbürgerschaft zuerkannt, um die sie sich seit Ende des Krieges bemüht hatte. Im selben Jahr begann Horst Littmann vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Rechnitz zu graben, musste allerdings aufhören, da die Genehmigung seitens des österreichischen Innenministeriums ausblieb.

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In den 1980er Jahren initiierte der Antifaschist Hans Anthofer den ersten Rechnitzer Gedenkort für die jüdischen Opfer. Doch in den frühen 1990er Jahren wurde der jüdische Friedhof in Rechnitz immer noch vandalisiert und laut Eva Schwarzmayer gab es selbst bei der Gedenkveranstaltung 2005 noch Personen des öffentlichen Lebens, die sagten, es sei nicht sicher ob das Massaker am Kreuzstadl wirklich stattgefunden habe.

2012 dann wurde der Gedenkort zu einem Museum ausgebaut und vom österreichischen Präsident Heinz Fischer eröffnet. Dieser teilte den Anwesenden mit, dass „weiterhin alles unternommen werden wird, um die Leichen der Opfer zu finden“.

Die Refugius Gedenkinitiative hat davon gesprochen, dass sich die Einstellung in Rechnitz verändert habe. Gleichzeitig prangert sie auf einer der Informationstafeln des Museums an, dass „die aktive Erinnerungs- und Gedenkarbeit noch immer keinen gesellschaftlichen Konsens (findet)“.

Was auffällt ist, dass, im Widerspruch zu ihren zum Ausdruck gebrachten Absichten zur Aufarbeitung der Geschichte und Ehrung der Opfer (siehe Fußnote), offensichtlich keiner der Thyssens bisher jemals an einer der Gedenkveranstaltungen in Rechnitz teilgenommen hat.

Das Amt der Burgenländischen Landesregierung hat uns mitgeteilt, dass „Die Familien Thyssen bzw. Batthyany….im Burgenland (und Österreich-weit) im Bereich Erinnerungskultur und Aufarbeitung der Vergangenheit überhaupt keine Rolle (spielen)“.

Warum tun sie dies nicht?

Sacha Batthyany hat berichtet, dass er von Familienmitgliedern Drohungen erhalten hat, als er versuchte, die Geschichte der Familie während der Nazi Ära zu durchleuchten.

Was die Einwohner von Rechnitz angeht, so sind sie verständlicherweise gespalten zum Thema. Es wäre seltsam wenn es anders wäre.

Aber bei den Thyssens existiert eine solche Fragmentierung nicht. Sie scheinen einheitlich ungerührt und unengagiert zu sein. Dies dürfte jetzt noch dadurch verstärkt werden, dass sie wohl annehmen, die Akademiker, die sie beauftragt haben, hätten Schlüsse gezogen, die sie schuldfrei erscheinen lassen.

Aber in Wahrheit sind sie nicht schuldfrei und es ist jetzt an der Zeit für die Thyssens, klare Aussagen zu machen, auf welcher Seite der Grenze zwischen Faschismus und Anti-Faschismus sie stehen.

Nur wenn die Thyssens (und die Batthyanys als ihre örtlichen Repräsentanten) ihre Leitbildfunktion wahrnehmen, kann die Erinnerungskultur um das Rechnitz Massaker darauf hoffen, in der breiten Öffentlichkeit einvernehmlicher zu werden.

Indem sie die nächste Gedenkveranstaltung Ende März 2018 in Rechnitz besuchen – und dies auch in den Medien berichtet wird – können Mitglieder der Thyssen Dynastie in dieser Hinsicht eine wirklich öffentliche Aussage tätigen und ihrer geschichtlichen Verantwortung transparent und effektiv nachkommen.

Nach all den Ausflüchten der Vergangenheit hält es die informierte Öffentlichkeit jetzt für dringend angebracht, dass diese Familien endlich ihren Beitrag zur Heilung des Falles Rechnitz leisten und WIRKLICHE Solidarität zeigen bei der Ehrung der Toten und Versehrten dieser katastrophalen Ereignisse.

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Fußnote: Die folgenden Statements wurden bisher abgegeben:

1) Francesca Habsburg, nee Thyssen-Bornemisza, in der Sendung „Titel, Thesen, Temperamente“ (Oktober 2007): „Ich unterstütze es, wenn die Familie selbst die damaligen Geschehnisse aufarbeitet. Die Ergebnisse dieser Recherchen sollen transparent und öffentlich zugänglich sein“.

2) Offizielle Webseite der Familie Batthyany: „Seit unserem Erfahren der Geschehnisse in den letzten Jahren sind wir zutiefst bestürzt und ergriffen……Viele Fragen stellen sich uns. Auf sie wissen wir keine Antworten…….Wir hoffen, dass das Gedenken an diese Opfer immer mehr gepflegt wird und das Grab der Ermordeten von Rechnitz, das bis heute unentdeckt geblieben ist, eines Tages gefunden wird“.

Margit Batthyany-Thyssen, Tochter von Heinrich Thyssen-Bornemisza, nimmt Preise für Gewinner aus den Rennställen der Thyssens aus der Hand von nationalsozialistischen Funktionsträgern beim Großen Preis von Wien 1942 in Empfang und legitimiert so das Nazi Regime im Namen sowohl der Thyssens als auch der Batthyanys (photo Menzendorf, Berlin; copyright Archiv von David R L Litchfield).                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

Auszug aus den Mitschriften der Vorstandssitzungen der Thyssen-Bornemisza Gruppe (1939-1944) in Lugano, Flims, Davos bzw. Zürich unter Mitwirkung von Heinrich Thyssen-Bornemisza, Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, Wilhelm Roelen (Generalbevollmächtigter) und Heinrich Lübke (Direktor der August Thyssen Bank Berlin).  Diese Seite zeigt, dass während des Zweiten Weltkriegs die Heinrich Thyssen-Bornemisza, dem Vater von Margit Batthyany-Thyssen, gehörende Firma Thyssensche Gas- und Wasserwerke (Thyssengas) im Umland des Sitzes des Thyssen-Bornemisza Schlosses Rechnitz / Burgenland (Österreich) Bergbauinteressen ausschöpfte (photo copyright Archiv David R L Litchfield)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

 

 

Insgesamt scheinen mindestens 800 Juden in der Endphase des Zweiten Weltkriegs in Rechnitz (Österreich), dem Sitz des Thyssen-Bornemisza Schlosses und Wohnsitz von Margit Batthyany-Thyssen, umgebracht worden zu sein. Das sogenannte “Rechnitz Massaker” in der Nacht vom 24./25. März 1945 ist in Wirklichkeit nur eines von mehreren solcher mörderischen Geschehnisse an diesem Ort zu jener Zeit.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     

 

 

 

“Die Thyssens. Familie und Vermögen” ist Band 4 der Serie “Familie – Unternehmen – Öffentlichkeit. Thyssen im 20. Jahrhundert”, gefördert von der  Fritz Thyssen Stiftung Köln und veröffentlicht im Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn. Sieben Seiten des 500-Seiten starken Buches befassen sich mit dem Leben der Batthyany-Thyssens in Rechnitz während des Zweiten Weltkriegs und im Besonderen mit ihrer Verstrickung in das sogenannte “Rechnitz Massaker” (photo copyright Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn).                          Dieses Buch ist eine Kurzfassung der Habilitationsschrift von Simone Derix und wird als solche von deutschen Akademikern als Fakt aufgenommen werden, eine Qualifizierung, gegen die wir eindringlich Einwand erheben.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         

 

 

Simone Derix, Autorin des Buches “Die Thyssens. Familie und Vermögen”, eine von zehn Akademikern, die von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wurden, um die Geschichte der Thyssens umzuschreiben. Sie fährt fort mit einer Behandlung der Thematik, die kontroverse Punkte weiss zu waschen bzw. abzumildern scheint (photo copyright Historisches Kolleg, Munich). Das “Historische Kolleg”, wo Simone Derix ihr Buch präsentiert hat, wird übrigens selbst teilweise gefördert von ….. der Fritz Thyssen Stiftung (!)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 

Das Kreuzstadl Mahnmal in Rechnitz für die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkriegs wurde 2012 erweitert und vom österreichischen Präsidenten eröffnet. Große Informationstafeln enthalten unter anderem die Information, dass Margit Batthyany nie vor Gericht Aussagen zum Rechnitz Massaker vom 24./25. März 1945 machen musste. Und dies obwohl deutsche Ermittler 1963 dem österreichischen Justizministerium mitteilten, dass sie unter Verdacht stand, den zwei Hauptbeschuldigten, Franz Podezin und Joachim Oldenburg, zur Flucht verholfen zu haben (photo copyright: übersmeer blog)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 

 

Das österreichische Staatsoberhaupt Heinz Fischer, der das Rechnitzer Kreuzstadl Museum 2012 eröffnet hat, versicherte den Anwesenden, dass die Republik Österreich weiterhin alles daran gibt, die Gräber der 1945 in Rechnitz ermordeten Juden zu finden. Doch verschiedene österreichische Stellen haben auch angemerkt, dass der Erinnerungsprozess immer noch keinen breiten Konsens findet und dass insbesondere die Familien Thyssen und Batthyany von einer positiven, pro-aktiven Beteiligung am Prozess der Aufarbeitung und Heilung Abstand zu nehmen scheinen (photo copyright Infotronik Austria)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

Jedes Jahr Ende März findet am Rechnitzer Kreuzstadl Museum eine Gedenkveranstaltung statt, die vom Gedenkverein Refugius organisiert wird. Während diese Gedenkveranstaltung vom früheren Bürgermeister, Engelbert Kenyeri, besonders positiv gefördert wurde und immer mehr Rechnitzer Bürger daran teilnehmen, hat bisher kein einziges Mitglied, weder der Familie Thyssen noch der Familie Batthyany öffentlich daran teilgenommen. Dies obwohl sie nach Erscheinen unserer Publikationen und der Aufführung des sich daraus ableitenden Theaterstücks “Rechnitz. Der Würgeengel” von Elfriede Jelinek glühende Absichtserklärungen abgegeben hatten (photo copyright Infotronik Austria)

 

 

 

 

                

 

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Die Unerlässlichkeit der “Impertinenz” oder Eine Erläuterung an eine Berliner Buch-Bloggerin über Sacha Batthyany und die Thyssen-Bornemiszas (von Caroline D Schmitz)

Die Aggressivität der Reaktion vieler deutsch-sprachiger Kommentatoren auf unseren Artikel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 2007, „Die Gastgeberin der Hölle“ (im Britischen Independent unter dem Titel „The Killer Countess“ erschienen), hat mich immer zutiefst schockiert. Hier war die mächtige Thyssen-Dynastie, die stets ihre überragende Beteiligung am nationalsozialistischen Regime nicht nur verschwieg, sondern vielmehr durch die Verbreitung irreführender Berichte pro-aktiv leugnen ließ. Und da waren wir, ein englischer Autor und eine deutsche Investigatorin, die der Zufall 1995 in England zusammengebracht hatte, und die durch die Weitsicht weniger herausragender Persönlichkeiten, nämlich Steven Bentinck, Heini Thyssen, Naim Attallah, George Weidenfeld, Frank Schirrmacher und Ernst Gerlach, in die glückliche Lage versetzt wurden, den alles bestimmenden Narrativ des unternehmerisch-akademisch-medialen Establishments in Sachen Thyssen zu durchbrechen und die Wahrheit vor der endgültigen Verschüttung zu bewahren.

Wir waren von Anfang an „impertinent“ im ursprünglichen Sinne des Wortes, nämlich „nicht (zum Establishment) dazu gehörig“, und unsere Recherche fand stets an Original-Schauplätzen statt. Vom „Rechnitz-Massaker“ erfuhren wir nicht im Internet, sondern vor Ort von Ortsansässigen. Zum Zeitpunkt des Erscheinens unseres FAZ-Artikels wussten wir nichts von Eduard Erne, der bereits 1994 einen Dokumentarfilm über das Geschehen mit dem Titel “Totschweigen” gedreht hatte (und der zur Zeit beim Schweizer Fernsehen arbeitet) und auch nichts von Paul Gulda, der 1991 den Verein Refugius (Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative) ins Leben rief. Als wir beide dann 2008 beim Rechnitz-Symposium im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt trafen, verhielten auch sie sich uns gegenüber sehr ablehnend, was wir uns nur damit erklären konnten, dass sie vielleicht glaubten, von uns bewusst übergangen worden zu sein. Dies war nicht der Fall und es war vielmehr so, dass sie nunmehr durch unsere Arbeit einem viel breiteren Publikum bekannt waren als vordem. Warum also attackierten sie uns und nahmen die Thyssens und Batthyanys in Schutz, die ihre Arbeit bislang ganz offensichtlich abgelehnt oder ignoriert hatten?

Ein Jahrzehnt später nun erscheint mit „Und was hat das mit mir zu tun?“ eine umfangreiche Stellungnahme in Buchform seitens eines Mitglieds der Dynastie, die unter großem Aufwand beworben wird und international bis nach Israel und Nordamerika verbreitet werden soll. In Großbritannien soll das Buch (Übersetzerin: Anthea Bell) im März 2017 unter dem Titel “A Crime in the Family” (i.e. „Ein Verbrechen in der Familie“) bei Quercus erscheinen, ein Titel, der auffallend an den Untertitel „Schande und Skandale in der Familie“, der englischen Ausgabe unseres Thyssen-Buchs „The Thyssen Art Macabre“ erinnert, der auf einer Aussage Heini Thyssens uns gegenüber beruhte.

In seiner Pressearbeit gibt Sacha Batthyany serien-mäßig an, „durch Zufall“ auf die negativen Seiten seiner Familiengeschichte, und speziell auf das Rechnitz-Massaker, gestoßen zu sein. Alles sei „ein Geheimnis“ gewesen, bis er eines Tages angefangen habe, Dinge zu untersuchen, von denen er vordem überhaupt gar nichts gewusst habe, da er in der „wattierten“ Schweiz aufgewachsen sei, wo man z.B. vom Zweiten Weltkrieg quasi überhaupt nichts wisse… Dies von einem Journalisten, dessen Familie zum Teil durch die von der Schweiz aus gesteuerten Kriegsprofite der Thyssens finanziert wurde, der ein Mitglied einer der einflussreichsten europäischen (ursprünglich österreichisch-ungarischen) Dynastien ist, unter anderem in Madrid studiert hat, viele Jahre für große internationale Tageszeitungen gearbeitet hat (z.B. für die Neue Zürcher Zeitung), und der einen Großteil seiner Jugend nicht in Zurich, sondern in Salzburg verbracht hat, obwohl er diese Tatsache immer nur dann exklusiv preis gibt, wenn er gerade einmal dort oder in Wien spricht (bis ins Burgenländische, nach Rechnitz oder Eisenstadt, hat er es mit seiner Pressearbeit unseres Wissens nach noch nicht geschafft – der Rechnitzer Bürgermeister, Engelbert Kenyeri, ist im Übrigen vom Buch des Herrn Batthyany nicht gerade sehr angetan, wie es scheint).

Selbst die FAZ (Sandra Kegel), die sich bei ihrer ursprünglichen Berichterstattung gegen massive Anfeindungen unter anderem durch die Neue Zürcher Zeitung zur Wehr setzen musste, und ohne die eine deutschsprachige Version unseres Buches nicht zur Verfügung stünde, unterschlug nun unseren Anstoß und lobte, wie so viele andere, durch die Werbung des Kiepenheuer & Witsch Verlags Animierte, das Batthyanysche Werk als selbstlosen Akt eigenmotivierter Aufrichtigkeit. Dabei gäbe es sein Buch gar nicht, wäre die FAZ damals nicht so mutig gewesen, unsere „Impertinenz“ zu erlauben und das Risiko der ernsthaften Rufschädigung durch ihre Media-Kontrahenten einzugehen.

Ende Mai entschied sich die Berliner Buch-Bloggerin „Devona“ (www.buchimpressionen.de), nach 75 Roman-Rezensionen zum ersten Mal ein Sach-Hörbuch zu kommentieren, wobei ihre Wahl auf „Und was hat das mit mir zu tun?“ fiel. Dabei tätigte sie Äusserungen über die Rolle der Margit Batthyany geborene Thyssen-Bornemisza im Rechnitz-Massaker, die ihr in Anbetracht ihres rudimentären Wissensstands zum Thema nicht zustanden. Unter anderem beschrieb sie Margit’s Deckung zweier Haupttäter nach dem Krieg als bloße „Vermutung“. Daraufhin wiesen wir sie auf die Unrichtigkeit und grobe Fatalität ihrer Äusserung hin. Selbst die im Ausmaß völlig unzulängliche Kommentierung des Rechnitz-Massakers auf der offiziellen Webseite der Familie Batthyany räumt seit wenigen Jahren ein, dass diese Deckung geschah, wieso sollte also eine anonyme, aber eindeutig Familien-fremde Person etwas Anderes verbreiten?

Devona reagierte innerhalb kürzester Zeit höchst verärgert auf den Inhalt unserer kritischen Analyse. Danach revidierte sie ihre Reaktion. Jetzt störte sie nicht mehr so sehr der Inhalt unserer Kritik, als viel mehr unsere angeblich „impertinente“ Art. Und dann tat die Autorin von „Buchimpressionen“ etwas ganz Sonderbares, indem sie zunächst den deutschen Titel unseres Buches (“Die Thyssen-Dynastie. Die Wahrheit hinter dem Mythos”) von ihrer Platform eliminierte, mit dem wir unsere Stellungnahme abgeschlossen hatten, uns danach vorwarf, unsere Arbeit nicht in der deutschen Sprache zugänglich gemacht zu haben, und, als sie herausfand dass unser Buch doch seit 2008 in Deutschland veröffentlicht ist, sich schließlich weigerte, dies anzuerkennen, weil „bis zum heutigen Tag bei Wikipedia nicht auf eine deutsche Version verwiesen wird“.

Die Bloggerin schrieb nun, sie „werde nicht hinter jedem Kommentator bis ans Ende des Internets her recherchieren“. Dabei hatte sie es in Wirklichkeit nicht weiter als bis zur ersten Haltestelle geschafft. Unser Buch existiert auf deutsch, aber für Devona existierte es nicht auf deutsch, weil es nicht auf Wikipedia stand, dass es auf deutsch existiert. Dies war so bezeichnend für die Weigerung von Deutschsprachigen, sich mit dem sachlichen Inhalt unseres Buches auseinander zu setzen. War diese Informations-Verarbeitende nur zu faul oder wollte sie von der Richtigstellung gar nichts wissen? Devona’s Äusserungen waren in ihrer ungefilterten Emotionalität zutiefst aufschlussreich. Auch sprach sie plötzlich nur noch „Herrn Litchfield“ an, nicht mehr mich, als ob das Buch allein Produkt eines Engländers sei und nicht eine englisch-deutsche Koproduktion.

Wikipedia ist unserer Ansicht nach problematisch, unter anderem deshalb, weil die FAZ 2007 bei der Aufarbeitung unseres Artikels aus dem Englischen ins Deutsche, unter anderem nach Gesprächen mit dem überheblichen Leiter des ThyssenKrupp Konzern-Archivs, Professor Manfred Rasch, und nach Überprüfung relevanter Wikipedia-Seiten, einige Änderungen an unserem Text vornahm. Die wichtigste dieser Änderungen ist diese: Heinrich Thyssen-Bornemisza hat sich nicht 1932, also ein Jahr vor Hitler’s Machtergreifung endgültig in der Schweiz nieder gelassen sondern erst 1938, wie wir bei unseren Nachforschungen herausgefunden haben. Im Independent stand 1938. In der FAZ steht 1932. Menschen mit adequatem historischen Sachverstand wissen, was das bedeutet und die Rollen im Zweiten Weltkrieg, sowohl des Heinrich Thyssen-Bornemisza als auch der Schweiz, sind in unserem Buch ausführlich beschrieben. Unerfahrenen Menschen sei nur so viel gesagt: es ist ein Umtausch, der winzig erscheinen mag, der in seiner Bedeutung aber zugleich fundamental und monumental ist.

Devona empfand unsere Richtigstellung ihres Blogeintrags als „unverschämt“, obwohl sie nicht mehr war als strikt. Und sie weigerte sich emphatisch, sich gebührend mit der Sache auseinander zu setzen. Das „Unverschämte“ in dieser Angelegenheit, aber, liegt nicht bei uns. Das „Unverschämte“, das „nicht zur Menschlichkeit dazu gehörige“ liegt in den Verbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs im Namen des deutschen Volkes geschahen. Die Impertinenz liegt in der Tatsache, dass die Thyssens (die in die Batthyany-Dynastie eingeheiratet und Teile dieser finanziert haben) dem anti-demokratischen, extremst menschenverachtenden Nazi-Regime Beihilfe geleistet haben, und dass sie Rahmenbedingungen geschaffen haben, in denen die monströsen Verbrechen vor allem gegen die Juden, aber auch die gegen andere Völker, inklusive denen gegen das deutsche Volk und seine Ehre, stattfinden konnten. Es ist unverschämt, dass sie 70 Jahre lang geschwiegen, ihre Rolle verleugnet und ihre Taten glorifiziert haben. Es ist impertinent, kurzum, dass sie die Allgemeinheit hinters Licht geführt haben und dies in großen Teilen auch weiterhin tun. Es war nur auf Grund dieser Verhaltensweise, dass diese Vermutung der Unschuld der Margit Batthyany-Thyssen durch diese Buch-Bloggerin zu diesem Zeitpunkt immer noch möglich war.

Die betreffenden Familien genießen eine komfortable Vormachtstellung in der Gesellschaft, im öffentlichen Diskurs und „Ansehen“, begründet auf ihrer Zugehörigkeit sowohl zur Welt des wirtschaftlichen Privilegs als auch zur Aristokratie, die allerdings sowohl in Deutschland als auch in Österreich längst obsolet ist und in einer Demokratie nur toleriert werden kann, wenn sie sich einwandfrei demokratisch verhält. Eine entscheidende Rolle spielt auch, dass thyssenkrupp heute noch einer der größten deutschen Arbeitgeber ist, und dass die deutsche Kohle- und Stahlindustrie, die unter anderen das Land nach dem Zweiten Weltkrieg vor dem totalen Kollaps rettete (wie Herbert Grönemeyer in „Bochum“ singt: „Dein Grubengold hat uns wieder hoch geholt“), nach 1945 fatalerweise von den Thyssens weiter beherrscht werden durfte.

Im erz-konservativen Österreich nehmen die Batthyanys (als deren Teil Sacha Batthyany sich eindeutig sieht und gesehen wirrd, da er sich auf ihrer Homepage in ihrer Mitte abbilden lässt und von ihnen abgebildet wird – hintere Reihe zweiter von rechts, im großen Gruppenfoto der Mitglieder der jüngeren Generation) weiterhin eine Sonderstellung ein, die sich aus ihrer langen feudalen Geschichte herleitet (der gegenwärtige Familienchef Fürst Ladislaus Pascal Batthyany-Strattmann, ist päpstlicher Ehrenkämmerer!…).

Im Angesicht dieser Vormachtstellung begnügt sich die Allgemeinheit „pertinent“ damit, in ihrer untergeordneten Rolle als Empfänger Thyssenscher und Batthyanyscher Misinformation zu verharren. Ein Mitglied der Dynastie, Sacha Batthyany, hat nunmehr ein Buch geschrieben, das vorgibt, eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu sein. Aber nicht jeder scheint überzeugt zu sein, dass es das wirklich ist (siehe v.a. Thomas Hummitzsch in “Der Freitag”, aber auch Michael André auf Getidan, und sogar Luzia Braun, Blaues Sofa, Leipziger Buchmesse).

Die meisten Kommentatoren des Rechnitz-Massakers geben an, sich einig zu sein, dass die Gräber der Opfer gefunden werden müssen. Doch während Ortsansässige behauptet haben, zu wissen, wo sich die Gräber befinden und die ursprünglichen russischen Grabungen die Gräber genau lokalisiert hatten, scheint es so, dass nicht alle einflussreicheren Mitglieder der Gemeinschaft, sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart, gleichsam bereit sind, zu solch einer Transparenz bei zu tragen.

Während es wie eine Utopie anmutet, darauf zu hoffen, dass sich dies irgendwann ändert, so haben sich die Zeiten seit 2007, als unser Buch erstmals erschien, doch rapide gewandelt. thyssenkrupp ist ein kranker Koloss, dessen Name schon bald nach einer Übernahme von Teilen oder insgesamt in dieser Form vielleicht keinen Bestand mehr haben könnte. Und die deutsche Rechtsprechung in Sachen Strafverfolgung der Nazi-Verbrechen geht nicht mehr automatisch von der Unschuldsvermutung aus, wenn eine aktive Tötungsbeteiligung nicht nachgewiesen werden kann. Eine Präsenz und Rolle im übergreifenden Verbrechen genügt, wobei das Verwaltungsbüro fernab der Gaskammer nah genug ist, um den unerlässlichen Beitrag zur Funktionsfähigkeit des Tötungsapparats nachweisen zu können. Genauso verhält es sich im Fall Rechnitz mit dem, durch die SS requirierten aber weiterhin Thyssen-finanzierten Schloss, und der Rechnitzer Mordgrube der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945.

Immer noch werden vor allem die kleinen Fische vors Gericht gezogen, Menschen wie John Demjanjuk, Oskar Gröning und Reinhold Hanning. Doch die Uhr der historischen Aufrichtigkeit tickt unablässig auch für die Großen, die immer noch nicht freiwillig ihre Vergangenheit vollumfänglich aufarbeiten. Diejenigen Thyssens und Batthyanys, die während des Zweiten Weltkriegs eine unrühmliche Rolle spielten, sind tot. Es ist die demokratische Pflicht ihrer Nachfahren, das Netz der Misinformation zu durchbrechen und nicht nur die positiven Seiten ihrer Geschichte hervor zu heben, sondern sich auch den negativen zu stellen. Nur durch ihr Geständnis können aus diesem Teil der Geschichte die letzten Lehren gezogen werden und eine langfristige Heilung und Versöhnung geschehen.

Genau das aber scheinen die Thyssen-Bornemiszas und Batthyanys nicht zu wollen, möglicherweise weil eine freie, aufgeklärte, demokratische Öffentlichkeit nur beherrscht werden kann, wenn man sie manipuliert, verunsichert und entzweit. Die Geschichte des Holocaust könnte längst aufgearbeitet worden sein, wenn diese Familien sich nicht ihrer Verantwortung entzogen hätten. Dem deutschen Volk bliebe die Weiterführung des Alptraums der tröpfchenweisen Aufarbeitung erspart, die so unendlich zermürbend und im Endeffekt kontraproduktiv ist, wenn diese Familien endlich reinen Wein einschenkten und unser Buch als korrekte, unabhängige, historische Aufzeichnung akzeptierten.

Die Namen Thyssen und Batthyany sind in den Urseelen der Deutschen und Österreicher unabdingbar mit dem Gefühl von Stolz und Ehre verbunden, aber diese Familien (die Thyssen-Bornemiszas über ihren Kopf Georg Thyssen, Kuratoriumsmitglied der Fritz Thyssen Stiftung und Unterstützer der Serie „Familie – Unternehmen – Öffentlichkeit. Thyssen im 20. Jahrhundert“, die bisher das Rechnitz-Massaker überhaupt nicht erwähnt, und die Batthyanys über ihren Kopf Graf Ladislaus Batthyany-Strattmann, Unterstützer der Bände „Die Familie Batthyany. Ein österreichisch-ungarisches Magnatengeschlecht vom Ende des Mittelalters bis zur Gegenwart“, der jegliche Beteiligung Margit Batthyany-Thyssens am Rechnitz Massaker glattweg bestreitet!), statt sich ehrenvoll zu verhalten, vermeiden eine unabhängige Untersuchung und kontrollieren ihre Zusammenarbeit in autorisierten Veröffentlichungen der Geschichtsschreibung.

Ihre Abschirmung führt dazu, dass selbst Deutsche und Österreicher, die anti-Nazi sind, oder es zumindest vorgeben, das ganze Ausmaß des Holocaust nicht erkennen können und deshalb die echte Bandbreite der Nazi-Verbrechen, wie z.B. im Fall des Rechnitz-Massakers, unfreiwillig decken, ein Vorgang, der letztendlich wie eine stillschweigende Billigung erscheinen kann.

Im Falle der Deutschen und Österreicher ist dies natürlich besonders verheerend. Aber diese Art von Ausweichmanöver muss auch gerade für Bürger angeblich „neutraler“ Länder wie der Schweiz, und insbesondere für Sacha Batthyany, absolut kontraindiziert sein. Auch ist die Anzahl der in seinem Buch und seiner Pressearbeit enthaltenen Äusserungen, die beleidigend sind, wie z.B.: „Mirta und Marga hatten den Holocaust, an den sie sich klammerten – was hatte ich?“, vollkommen inakzeptabel.

So lange Sacha Batthyany für die fragwürdige Aufrichtigkeit seiner Enthüllungen weiterhin Sympathie einfordert statt Schuld zu bekennen, so lange werden wir in dieser Sache beharrlich sein. Das ist keine „Impertinenz“, sondern unsere heilige Pflicht.

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The indispensability of “impertinence” or An explanation to a Berlin book blogger concerning Sacha Batthyany and the Thyssen-Bornemiszas (by Caroline D Schmitz)

The aggressiveness of the reaction of many German-speaking commentators following our article in the Feuilleton of Frankfurter Allgemeine Zeitung in 2007, „The Hostess from Hell“ (previously published in Britain in The Independent under the title „The Killer Countess“), has always shocked me deeply. Here was the powerful Thyssen dynasty, who not just kept quiet about their overwhelming participation in the National Socialist regime, but who had their role pro-actively denied through the propagation of misleading reports. And there were we, an English author and a German researcher, who chance had brought together in England in 1995 and who, through a very small number of outstanding personalities, namely Steven Bentinck, Heini Thyssen, Naim Attallah, George Weidenfeld, Frank Schirrmacher and Ernst Gerlach, were put into the lucky position of being able to pierce the narrative of the corporate-academic-media establishment on the subject of Thyssen and save the truth from being entombed.

From the beginning, we were „impertinent“ in the original sense of the word which is „not being part of (the establishment)“, and our research always took place at the original locations. We did not learn of the Rechnitz massacre on the Internet, but in Rechnitz itself and from Rechnitz people. At the time our article was published in FAZ, we knew nothing of Eduard Erne, who had made a documentary film on the event entitled “Totschweigen” (i.e. “Silencing to Death”) as far back as 1994 (and who currently works for Swiss television), or of Paul Gulda, who in 1991 founded the Rechnitz Refugee and Commemoration Initiative (Refugius). When we met them both at the Rechnitz-symposium at the Burgenland County Museum in Eisenstadt (Austria) in 2008, they too treated us in an unfriendly manner, which we thought could only be because they felt we had ignored their work on purpose. This was not the case and moreover, because of us, their work was now much more prominent than before. So why were they attacking us and protecting the Thyssens and the Batthyanys who had obviously rejected or ignored their work in the past?

Now, a decade later, a sizeable statement by a member of the dynasty, Sacha Batthyany, has been published in Germany in the form of the book „What’s that to do with me?“, and is due to be released in Great Britain by Quercus in March 2017 (translator: Anthea Bell) under the title „A Crime in the Family“, (a line remarkably similar to the cover headline „Shame and scandal in the family“ we used on our book „The Thyssen Art Macabre“, and which was a statement originally made to us by Heini Thyssen himself). Great efforts of promotion are being lavished on Mr Batthyany’s book, which is to be distributed as widely as Israel and the USA.

In his press work, Sacha Batthyany tirelessly pretends that it was „chance“ that he came across the negative sides of his family history and in particular the Rechnitz massacre. He says it was all „unknown“ until one day he started investigating things of which he knew absolutely nothing before, which he says is because he grew up in the „padded“ country of Switzerland, where one knows nothing, for instance, about the Second World War… This from a journalist, whose family was financially supported by the Thyssens’ wartime profiteering organised from Switzerland, who is a member of one of the most influential European (originally Austro-Hungarian) dynasties, has studied in Madrid, has worked for various big international newspapers (e.g. Neue Zürcher Zeitung) and spent a big part of his youth not in Zurich, but in Salzburg (although he admits the latter very exclusively only when he happens to be speaking in the major Austrian towns of Salzburg or Vienna – his press work does not seem to have led him to the Burgenland provinces of Eisenstadt or Rechnitz so far, whose mayor Engelbert Kenyeri, poignantly, does not seem to be too impressed by Batthyany’s book).

Even FAZ (Sandra Kegel), which during its original coverage of our story had to fend off huge ill will from Neue Zürcher Zeitung and others and without whom the German-speaking version of our book would not be available, now withheld mention of our impulse and, as so many others showered by the promotion of the Kiepenheuer & Witsch publishing house, praised Batthyany’s work as a heroic act of self-motivated honesty. And this despite the fact that his book would not exist if FAZ, ten years ago, had not had the courage to allow our „impertinence“, thereby exposing itself to the risk of serious reputational attack at the hands of their rivals in the media.

At the end of May, the Berlin book blogger „Devona“ (www.buchimpressionen.de), having reviewed 75 works of fiction, decided to review a non-fiction audio book for the first time in her life and chose „What’s that to do with me?“ to do so. In her review, she made statements about the role of Margit Batthyany nee Thyssen-Bornemisza in the Rechnitz massacre, which, according to the rudimentary state of her knowledge about the case, were not hers to make. For instance, she described the fact that Margit covered up for two main perpetrators of the crime after the war as mere „conjecture“. So we wrote a comment to her, pointing out the inaccuracy and coarse fatality of her statement. Even the statement concerning the Rechnitz massacre on the official website of the Batthyany family, which is still far from extensive enough, has been admitting for a few years now that this cover-up did happen. So why should an anonymous person, who is obviously not part of the family, disseminate contradictory information?

Devona reacted at great speed and very angrily to the content of our critical analysis. Then she revised her reaction. Now, it was no longer so much the content of our criticism that angered her, as our manner of expressing it, which she alleged to be „impertinent“. And then the author of „Buchimpressionen“ did something truly astonishing. She first took off the name of the German version of our Thyssen book („Die Thyssen-Dynastie. Die Wahrheit hinter dem Mythos“) from her platform, which had been part of our statement. She then accused us of not having provided the German public with a German-speaking version of our work. When she subsequently found out that a German version of our book has existed since 2008, she refused to recognise this fact, because, as she said, „to this day Wikipedia does not refer to a German version“.

The blogger now added that she would „not research to the ends of the Internet after every commentator“. But in truth she had not researched anywhere near the ends of the Internet, she had come to rest at its very first stop. Our book on the Thyssens exists in German, but for Devona it did not exist in German, because on Wikipedia it did not say that it exists in German. This was so indicative of German-speakers’ refusal to engage with the factual content of our book. Was this information handler just too lazy or did she not want to know about the correction? Devona’s statements, in their unfiltered emotionality, were highly revelatory. She had now also stopped addressing me and directed herself exclusively to „Mr Litchfield“, as if the book were the product of an Englishman only and not an English-German co-production.

Wikipedia as a reference point is problematic to us, particularly because FAZ in 2007, during the translation of our article from English to German, carried out several changes to our text, after, amongst other things, conversations with the presumptious head of the ThyssenKrupp archives, Professor Manfred Rasch, and after checking various Wikipedia-pages. The most important one of these changes is this: Heinrich Thyssen-Bornemisza did not settle permanently in Switzerland in 1932, i.e. one year before Adolf Hitler came to power, but only in 1938, as we found out during our research. The Independent article said 1938, but the FAZ article says 1932. People with adequate historical knowledge know what that means and the roles of Heinrich Thyssen-Bornemisza and of Switzerland during the Second World War have been explained at length in our book. To the less experienced we say simply this: it is a swap that might appear tiny, and which yet has a meaning that is both fundamental and monumental.

Devona thought of our comments to her as being „impertinent“, although they were merely strict. And she refused emphatically to look into the matter in a way that was befitting its gravity. The „impertinence“ of the matter, however, does not lie with us. The outrageousness and the aberration lies with the crimes that were committed in the name of the German people during the Second World War. The impertinence lies with the fact that the Thyssens (who had married into and financed parts of the Batthyany family) gave aid to the anti-democratic, grievously inhumane Nazi-regime, that they set the parameters in which the monstrous crimes against above all the Jews, but also against other people, including the crimes against the German people and their honour, could be carried out. It is impertinent that they have remained silent about it for 70 years, have denied their role and glorified their deeds. It is impertinent that they, in short, have misled the general public and that in large parts they continue to do so. It is only because of their behaviour that this book blogger at this time was still able to express her assumption of Margit Batthyany-Thyssen’s guiltlessness.

The families in question enjoy a comfortable supremacy in society, within the public discourse and in the „regard“ of people, based on their membership of both the world of the financially privileged and of the aristocracy. (NB: the latter is strictly long since defunct both in Germany and in Austria and can be accepted in a democracy only if it does behave in an impeccably democratic manner). Furthermore their status is due to the fact that ThyssenKrupp is still one of the major German employers and that the coal and steel industries, which the Thyssens were unfortunately allowed to continue to control after 1945, helped prevent a total collapse of the country following the Second World War (as Herbert Grönemeyer sings in his song „Bochum“: „your pit gold lifted us up again“).

In arch-conservative Austria, the Batthyanys (who Sacha Batthyany obviously considers himself part of and vice-a-versa, as he lets himself be and is pictured in their midst on their homepage – last row, second from right in the big group picture of the younger generation) continue to have a special status which derives from their long feudal history (the current head of the clan, Count Ladislaus Pascal Batthyany-Strattmann, is a Gentleman of the Papal Household!…).

In view of this, the general public continues „pertinently“ to content itself with its submissive role of being recipients of Thyssen and Batthyany misinformation. One member of the dynasty, Sacha Batthyany, has now written a book, which purports to be an honest examination of the past. But not everyone remains convinced (see in particular Thomas Hummitzsch in “Der Freitag”, but also Michael André on Getidan, and even Luzia Braun, Blue Sofa, Leipzig Book Fair).

Most of the commentators of the Rechnitz massacre say they agree that the graves of the victims have to be found. But while local people have claimed they know where the graves are and the original Russian investigations certainly located them, not everyone amongst the more powerful members of the community, both past and present, seem to be equally willing to contribute to such transparency.

While it appears to be utopic to hope that this might change, times have moved on rapidly since 2007, when our book first appeared. Thyssenkrupp is now an ailing colossus, whose name quite possibly might not exist in its present form in the foreseeable future, following a sale or take-over of all or parts. And German legislation concerning the prosecution of Nazi crimes no longer assumes automatic guiltlessness if a direct participation in acts of killing cannot be proven. A presence and role in the overall crime suffices, and an administrative office some distance away from a gas chamber is close enough for its essential contribution to the effectiveness of the killing machine to be proven. The same goes in the case of Rechnitz for the castle (which was requisitioned by the SS but continued to be financed by the Thyssens) and the Rechnitz murder pit of the night of 24/25 March 1945.

Today it is still mainly the small fish that get dragged before the courts, people such as John Demjanjuk, Oskar Gröning and Reinhold Hanning. But the clock of historical honesty is ticking relentlessly for the big fish too, who still are not working through their past voluntarily and comprehensively. Those Thyssens and Batthyanys, who played unsavoury roles during the Second World War, are dead. It is the democratic duty of their descendants finally to cut through the web of misinformation and stick by not only the positive sides of their history but the negative sides too. Only through their confession can the general public learn the last serious lessons from this history. Only then can permanent healing and reconciliation happen.

But the Thyssen-Bornemiszas and Batthyanys, it seems, do not wish this to happen, possibly because a free, enlightened, democratic public can be better controlled through unsettling, divisive manipulation. The history of the Holocaust could be comprehensively settled by now, if these families had not shirked their responsibilities. The German people could finally be released from a continuation of the drip-drip-drip of Aufarbeitung which is so bone-grinding and thereby effectively counter-productive, if these families did now come clean and accepted the fact that our book is an accurate, independent, historical record.

Deep in the souls of the German and Austrian people, the names Thyssen and Batthyany are inextricably linked to the feelings of honour and pride. However, these families (the Thyssen-Bornemiszas through their head Georg Thyssen, board member of the Fritz Thyssen Foundation and backer of the series „Family – Enterprises – Public. Thyssen in the 20th Century“ (which so far does not mention the Rechnitz massacre at all) and the Batthyanys through their head Count Ladislaus Batthyany-Strattmann, backer of the tomes „The Batthyany Family. An Austro-Hungarian Dynasty of Magnates from the End of the Middle Ages until Today“, which rejects outright any involvement of Margit Batthyany-Thyssen in the Rechnitz massacre!) fail to act honourably by avoiding independent scrutiny and controlling their cooperation in authorised historical publications.

Their shielding leads to a situation where even Germans and Austrians who are anti-Nazi, or purport to be so, cannot recognise the full extent of the Holocaust and thus unwittingly help cover up the true nature of some Nazi crimes, such as the Rechnitz massacre, a process that can all too easily appear to be that of a silent approval.

In the case of Germans and Austrians this is of course particularly devastating. But this kind of dodging is also especially contraindicated for citizens of supposedly „neutral“ countries such as Switzerland, and particularly for Sacha Batthyany. The number of statements he makes in his book and in his press work that are offensive, such as „Marga and Mirta had the Holocaust that they could hold on to. What did I have?“, is also inacceptable.

As long as Sacha Batthyany will continue to claim sympathy rather than guilt for the questionable honesty of his revelations, we will be persistent in this matter. And that is not an „impertinence“. It is our holy duty.

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Rechnitz Revisited I

Neben der Publikation unseres Buches „Die Thyssen-Dynastie. Die Wahrheit hinter dem Mythos“ gibt es ein besonderes Ereignis, das sowohl symbolisch als auch real die Thyssens, sowohl als Unternehmen wie auch privat, dazu gebracht hat, ihre Geschichte umzuschreiben. Und zwar das sogenannte Massaker von Rechnitz, wie es jetzt genannt wird, also der Mord an hundert achtzig ungarischen, jüdischen Zwangsarbeitern nach einem Fest, welches Margit Batthyany-Thyssen im März 1945 unter anderem für SS-Offiziere gab, welche im Thyssen-finanzierten Schloss Rechnitz im Burgenland untergebracht waren; nicht nur das Ereignis selbst, sondern ein Artikel, den wir im Oktober 2007 über die Rolle Margit Thyssens bei diesem Verbrechen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieben.

Als die FAZ den Artikel veröffentlichte stritten manche Akademiker, wie Professor Wolfgang Benz von der Universität Berlin, das ganze Ereignis ab, während Manfred Rasch, der Archivleiter der ThyssenKrupp AG uns später als sensationsorientierte Journalisten abtat, die die Rolle der Thyssens mit Hilfe von „Sex and Crime“ Journalismus aufgebauscht hätten. Dies machte uns aber nur noch entschlossener, die Anschuldigungen zu widerlegen, wir hätten gelogen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die nicht nur das Schloss besaßen, welches sie während des Krieges mit Geldern aus Thyssen Unternehmen finanzierten, sondern auch das umliegende Landgut und damit einen bedeutenden Teil des Städtchens.

Nun hatte der Bericht über die Beteiligung der Thyssens sich in der europäischen Presse verbreitet, dies natürlich auch online, und als die ThyssenKrupp AG (für die Unternehmen) und die Thyssen Bornemisza Gruppe (für die Familie) sich bewusst wurden, dass eine größere Kampagne der Schadensbegrenzung von Nöten sein würde, wurde ein Team von Akademikern beauftragt, nicht nur das Massaker von Rechnitz aufzuarbeiten, sondern die gesamte unternehmerische und Familiengeschichte (oder zumindest die bis zu einem passend flexiblen Zeitpunkt), und zu versuchen über die Fritz Thyssen Stiftung einen akademisch anerkannten historischen Präzedenzfall zu etablieren.

Doch obwohl es in den Büchern der Serie „Thyssen im 20. Jahrhundert – Familie, Unternehmen, Öffentlichkeit“ bisher schon mehrere Gelegenheiten gab, eine entsprechend reingewaschene Version der Geschichte des Massakers von Rechnitz aufzunehmen, ist dies nicht geschehen.

Dann wurden wir vor nicht all zu langer Zeit darauf aufmerksam, dass im Mai 2014 eine nicht sehr publik gemachte Veranstaltung an der Universität von München stattgefunden hat, nämlich eine zweitätige Konferenz unter dem Titel „Rechnitz Revisited“, welche von der vielseitigen und omnipräsenten „Nachwuchsgruppenleiterin“ Dr Simone Derix veranstaltet wurde. Als uns bewusst wurde, dass das Thema der Konferenz das Massaker von Rechnitz war und sie von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert worden war, wurde alles klar.

Es war offensichtlich eine Entscheidung gefällt worden, dass, solange das Thema Rechnitz so kontrovers und die Beteiligung der Thyssens so offensichtlich waren, es viel zu gefährlich war, „wissenschaftlich“ belegte Aussagen zu treffen, die ihre Beteiligung oder die Genauigkeit der Fakten in unserem Buch (und in unserem FAZ Artikel) anfochten. Fakten wie zum Beispiel die Details, dass Heinrich Thyssen über seine August Thyssen Bank einen RM 400,000 Kredit als „Beihilfe Rechnitz“ gewährt hatte, zu einer Zeit, als das Schloss bereits von der SS requiriert war, oder die jährliche Grundzahlung an Margit von RM 30,000 und „wandelbaren“ RM 18,000 zur Schlossunterhaltung, während das Gut „von Thyssengas weiterhin betreut“ wurde (damals Thyssensche Gas- und Wasserwerke) (siehe auch hier).

Das hinderte die Personen, die für den Inhalt der Konferenz verantwortlich waren, jedoch nicht daran, es dennoch zu versuchen und während unser Buch und unser Artikel mit keinem Wort erwähnt wurden, so wurden doch einige, allzu offensichtliche Andeutungen gemacht, nämlich an „überzeichnete mediale Darstellung“; sexbesessene Schlossherrin; skandalisierende Medienberichte; überzeichnete Fokussierung auf einzelne Personen, insbesondere Margit Batthyany-Thyssen; die große Diskrepanz zwischen den phantasievollen Berichten und der historischen Rekonstruktion des Geschehens; Phantasien und spekulative Projektionsfläche“.

Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um das Konzept voran zu treiben, dass das Geschehene auf keinen Fall in die Verantwortlichkeit der ehrenwerten Thyssens und Batthyanys fallen kann, sondern dass jede Schuld an dem Verbrechen sicher bei den weniger privilegierten Teilen der Bevölkerung zu verorten ist. Es ist eine Strategie, die in der Reihe „Thyssen im 20. Jahrhundert“ ebenso praktiziert wird, und die mittlerweile den Lesern unserer Rezensionen dieser Bücher bekannt sein dürfte.

Im Grunde schien das bewusste Format dieser Konferenz nicht zu sein, spezifische Fragen zu beantworten oder irgendeine Form einer verbindlichen Aussage zu treffen. Vielmehr sollte ein akademisches „work in progress“ etabliert werden. Es ist eine Verfahrensweise, welche auch das österreichische Innenministerium seit Jahren angewandt hat, um einen Wall aufzubauen, hinter dem unangenehme Dinge versteckt werden können wie z.B. die Frage, wo die Toten des Massakers von Rechnitz begraben sind.

Zur Konferenz wurden eine Reihe von Akademikern eingeladen, die von der Fritz Thyssen Stiftung autorisiert wurden – allen voran Eleonore Lappin-Eppel und Claudia Kuretsidis-Haider – ausserdem Sacha Batthyany, ein Journalist, dessen Familie ursprünglich sowohl das Städtchen wie auch das Schloss besaßen und von ihrer Verbindung mit den Thyssens profitierten, und die auch ein gewisses Ausmaß an Macht und Einfluss in der Gegend behalten haben. Sacha Batthyany hatte einen ernsthaften Interessenkonflikt, gab jedoch der Veranstaltung einen gewissen noblen Status und half dabei, die Aufmerksamkeit von den Thyssens weg zu lenken und auch von seiner eigenen, anscheinend schuldfreien Familie; von der einige Mitglieder (so hatte er uns einmal gesagt) weiterhin an „jüdische Verschwörungen“ im Zusammenhang mit dem ungelösten Fall glauben.

Es ist anzunehmen, dass die Fritz Thyssen Stiftung diese Konferenz nun alle paar Jahre wiederholen wird bis ihre Version der Geschehnisse, welche jedwede Erwähnung der Beteiligung der Thyssen Familie am Rechnitzer Verbrechen ausschließt, akzeptiert worden ist.

Oder bis zum unwahrscheinlich Fall dass erkannt wird, dass ihre akademischen Verleugnungen nicht überzeugen und nur unsere Bestimmtheit vergrößern, dafür zu sorgen, dass die Thyssens, die persönlich übrigens nie die Genauigkeit unserer Fakten bestritten oder uns der Übertreibung bezichtigt haben, den ihnen gebührenden Grad an Verantwortung und Schuld übernehmen.

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Rechnitz Revisited I

Apart from the publication of our book, „The Thyssen Art Macabre“, if there was one event above all others that both symbolically and in reality persuaded the Thyssens, both corporately and privately, to rewrite their history, it is what has now become known as „The Rechnitz Massacre“, or the slaughter of one hundred and eighty Hungarian Jewish slave workers, following a party given by Margit Batthyany-Thyssen for SS officers stationed at the Thyssen-owned Rechnitz castle in Burgenland, Austria, in March 1945, amongst others; not just the event itself but an article we wrote for Frankfurter Allgemeine Zeitung in October 2007 concerning Margit’s role in the atrocity (the english version was published by the Independent on Sunday).

When FAZ first published the story in German, some academics, such as Professor Wolfgang Benz from Berlin University, denied the whole event, while Manfred Rasch, ThyssenKrupp’s archivist, subsequently wrote us off as sensationalist journalists who had exaggerated the Thyssens’ involvement with the use of „sex and crime“ style journalism. But this only succeeded in motivating our determination to refute the accusations that we had lied and expose those responsible; who owned not only the castle, which they continued to finance with Thyssen corporate money throughout the war, but the surrounding estate and thus much of the town.

By now the story of the Thyssens’ involvement had flooded the European press and gone online and the realisation that they needed to mount a major campaign of damage limitation had motivated ThyssenKrupp AG (representing the corporation) and the Thyssen Bornemisza Group (representing the family) to authorise a team of academics to write not just of the Rechnitz Massacre, but the entire (or up until a somewhat conveniently flexible date) corporate and private history and establish, or attempt to establish, via the Fritz Thyssen Foundation, an academically approved, historical precedent.

But while there have been various opportunities for the inclusion of a suitably white-washed version of the history of the Rechnitz Massacre in the books of the series „Thyssen in the 20th Century – Family, Enterprise, Public“, such a thing has so far been conspicuous by its absence.

Then, quite recently, we became aware of a little publicised event that had taken place in May 2014 at Munich University, organised by the versatile and omnipresent „Junior Research Group Leader“ Dr Simone Derix, in the form of a two-day conference entitled „Rechnitz Revisited“. When we noticed that the event concerned the Rechnitz Massacre and had been sponsored by the Fritz Thyssen Foundation, an organisation which up until the publication of our book never appeared to have previously become involved in financing any in-depth research into the history of the Thyssen family or its corporate past, all became clear.

A decision had obviously been made that as long as the Rechnitz subject remained so contentious and the Thyssens’ involvement so obvious, it was far too dangerous to attempt to make „scientifically“ supported statements that refuted their involvement and/or the accuracy of the facts contained in our book (and the subsequent article in FAZ). Facts that included such details as Heinrich Thyssen’s RM 400,000 loan (via the August Thyssen Bank) towards the upkeep of the castle when it had already been requisitioned by the SS, or Margit’s annual RM 30,000 wartime remit, plus an extra RM 18,000 „flexible“ contribution for maintaining the castle, it being „generally looked after by Thyssengas” (then called Thyssensche Gas- und Wasserwerke) (see also here).

But this did not stop those responsible for the content of the conference from trying, of course, and while our book or our article in FAZ were not named, there were various, all too obvious references to „exaggerated media presentation; sex-crazed chatelaine; scandalous news coverage; exaggerated focus on individuals, especially Margit Batthyany-Thyssen; the large discrepancy between the fanciful reports and historical reconstruction of events; fantasies and speculative projections“.

They also took the opportunity to promote the concept that far from being the responsibility of the honourable Thyssens and Batthyanys, any blame for the crime should more accurately be shouldered by the less privileged members of the population. It is a conscious strategy that is pursued equally in the „Thyssen in the 20th Century“ series and which will by now have become familiar to the readers of our reviews of these books.

Basically the format of the conference in Munich appeared to be geared towards the establishment of an academic „work in progress“, rather than the answering of specific questions or making any form of committed statement whatsoever. It was a ploy that the Austrian Ministry of the Interior has been using for years as a screen behind which they can hide potentially embarrassing details of such things as where the bodies of the victims of the Rechnitz Massacre were buried.

Those invited to the conference were a group of authorised (by Fritz Thyssen Stiftung) academics, such as Eleonore Lappin-Eppel and Claudia Kuretsidis-Haider, plus Sacha Batthyany, a journalist whose family had originally owned both town and castle and profited from their relationship with the Thyssens, while retaining their power and influence in the Rechnitz area. Sacha suffered from a serious conflict of interest but gave the proceedings a degree of noble status and assisted in steering attention away from the Thyssens and his own, apparently guiltless family; many of whom (or so he had originally assured us) still believe in „Jewish conspiracies“ surrounding the unresolved case.

Doubtless the Fritz Thyssen Foundation will now repeat the conference once every few years until their version of events, which excludes any mention of the Thyssen family’s involvement in the Rechnitz crime, has been accepted.

Or until the unlikely event that they acquiesce to the fact that their academic denials lack conviction and only serve to fuel our determination that the Thyssens, who have personally never actually accused us of inaccuracies or exaggerations, accept their appropriate degree of responsibility and guilt.

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Ein Umschreiben der Geschichte – Thyssen im 20. Jahrhundert: Immer noch voller Rechtfertigungen und Beschönigungen, mit einer erheblichen Anzahl von offensichtlichen Auslassungen – aber doch auch einigen, manchmal erstaunlichen Eingeständnissen.

Es hat sieben Jahre seit der Veröffentlichung unseres Buches über die Thyssens im Asso Verlag Oberhausen gebraucht, bis die erste Tranche der „offiziellen“ Thyssen Antwort heraus gekommen ist, in der Form der ersten einer Reihe von acht Büchern, die von der Fritz Thyssen Stiftung und der neuen Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen finanziert, und vom böswilligen Professor Manfred Rasch, Leiter des ThyssenKrupp Konzernarchivs, orchestriert werden; dessen Voreingenommenheit sich in der Tatsache manifestiert, dass auf unser Buch zwar oft Bezug genommen, es aber nie zitiert wird.

Prof. Rasch schafft es sogar, unsere Existenz zu verleugnen, indem er behauptet, der verstorbene Baron Heini Thyssen-Bornemisza sei zeitlebens mit seinem Vorhaben gescheitert, eine authorisierte Biografie in Auftrag zu geben.

Nach einigen Verzögerungen sind 2014/5 die ersten drei Bücher der Serie erschienen: „Die Vereinigte Stahlwerke AG im Nationalsozialismus“; „Zwangsarbeit bei Thyssen“ und „Die Thyssens als Kunstsammler“. Wir werden alle drei in den kommenden Wochen rezensieren.

Erstaunlicherweise sind die Autoren der Bücher alle jüngere Akademiker, ohne bzw. mit geringer bisheriger Kenntnis oder praktischer Erfahrung des jeweiligen Themas, und die als „unabhängige Historiker“ beschrieben werden. Es heisst, sie würden „eine Forschungslücke“ in der Geschichte der Thyssen Familie, der ThyssenKrupp AG und der Thyssen-Bornemisza Gruppe „schließen“.

Da diese Autoren jedoch von eben diesen Personen, Unternehmen und assoziierten Stiftungen beauftragt, gesponsort und unterstützt worden sind ist es nicht zutreffend, sie als „unabhängig“ zu beschreiben. Solch eine Aussage ist vielmehr im besten Falle irreführend und im schlimmsten Falle betrügerisch.

Im Falle des herausragenden Investors in diese Arbeiten, die in weiten Teilen nichts anderes als akademische Hagiografien zu sein scheinen, sollte man sich daran erinnern, dass die Fritz Thyssen Stiftung von Amélie Thyssen gegründet wurde, die der NSDAP bereits 1931 – also zwei Jahre vor ihrem Mann Fritz Thyssen – beigetreten war, und die niemals öffentlich bereut oder ihr Bedauern für ihre Unterstützung Adolf Hitler’s zum Ausdruck gebracht hat.

Man muss sich auch fragen, warum nicht erfahrenere Akademiker mit erwiesenem Wissen und Fähigkeiten für dieses wichtige und heikle Program gewonnen werden konnten. Es ist anzunehmen, dass dies entweder darauf basiert, dass die Junioren „formbarer“ sind oder darauf, dass die höher gestellten Wissenschaftler nicht bereit waren, ihren eigenen Ruf zu gefährden, um die trübe Geschichte der Thyssens aufzupolieren.

Hierbei ist für die beaufsichtigenden Projektleiter Prof. Margit Szöllösi-Janze (Universität München) und Prof. Günther Schulz (Universität Bonn) die Übergangslinie hin zur akademischen Hurerei wohl schon sehr verschwommen, da generell in den letzten 55 Jahren so viele akademische Forschungsprojekte in Deutschland von eben dieser Fritz Thyssen Stiftung finanziert worden sind. Es dürfte äusserst schwierig sein, sich von dieser ewiglich betriebsbereiten Stipendien-Pumpe zu emanzipieren.

Demgegenüber beschuldigte uns Manfred Rasch während unseres Besuchs im Archiv der ThyssenKrupp AG 1998 nicht nur, das Empfehlungsschreiben von Heini Thyssen gefälscht zu haben, er war auch extrem unkooperativ und behauptete, mit der Geschichte der Thyssen Familie, von der er in negativen Tönen sprach, nichts zu tun zu haben. „Sein“ Archiv enthalte kein Material über die Thyssen Familie, sagte er. Die Frage lautet also: Was hat sich verändert, dass er nunmehr ein Mitwirkender bei diesem Projekt ist?

Wir nehmen an, es war unsere Publikation “Die Thyssen-Dynastie. Die Wahrheit hinter dem Mythos” und die ungünstige Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, da dies der Zeitpunkt zu sein scheint, an dem das akademische Programm der Schadensbegrenzung von ihm, der Familie und dem Unternehmen in Gang gesetzt wurde.

Guido Knopp, die graue Eminenz der deutschen TV-Geschichts-Dokumentation, hat in einem seiner Programme gesagt, „unsere Generation ist nicht verantwortlich, für das, was unter den Nazis geschehen ist, aber sie ist umso verantwortlicher für das Erinnern daran, was passiert ist.“

Im Licht der Thyssen Geschichte wirft dies die Frage auf: wie sollen wir die Geschichte der Nazi-Ära angemessen recherchieren und daran erinnern, wenn Menschen wie die Thyssens 70 Jahre lang auf den Beweismaterialien sitzen und sie nur einigen Personen unter privilegierten, akademischen Kriterien zur Verfügung stellen und sie so der Wahrnehmung durch die allgemeine Öffentlichkeit entziehen?

Das Resultat solch einer undurchsichtigen Aufarbeitung kann nur eine Beschönigung sein und diese Serie, genauso wie etliche Bücher die in der Vergangenheit von der Thyssen Organisation unterstützt wurden, enthält davon ganz offensichtlich sehr viel. Und wenn nicht in Fakten, dann in Mutmaßungen.

Doch soweit es ersichtlich ist werden in diesen Büchern auch einige wichtige Eingeständnisse gemacht, vermutlich damit ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit eingehalten werden kann, oder vielleicht auf Druck der am meisten voraus denkenden Mitglieder des Teams. Diese Tatsache bestätigt für uns den Wert der Zeit und Anstrengung, die wir darin gesteckt haben, das erste ehrliche Portrait überhaupt der Thyssen Familie und ihrer Aktivitäten zu zeichnen.

Es freut uns, dass wir damit den angestrebten Effekt erzielt haben, nämlich die Organisation dazu zu bewegen, von der alten Version der Geschichte abzurücken, welche sich weigerte überhaupt etwas zuzugeben, das negativ ausgelegt werden konnte und die Thyssens immer nur im Licht eines selbstlosen Heldentums und makellosen Stolzes darstellte, die sich besonders in einer angeblichen Abwendung von den Idealen der Nazis äusserten.

Ein 94 Jahre alter, ehemaliger Auschwitz-Buchhalter, Oskar Gröning, der selbst nie an Tötungen beteiligt war, wurde vor Kurzem zu vier Jahren Haft verurteilt. Er zeigte große Reue und entschuldigte sich für seine Mitwirkung am Massenmord, eine Haltung, die nicht von vielen seiner Mitbeschuldigten gezeigt worden ist, falls überhaupt jemals in dieser Form.

Es fühlte sich an wie eine Äußerung, die abgestimmt war, um ein neues Bild von Aufarbeitung zu präsentieren, eine offenere, ehrlichere Aufarbeitung, die auch mit den Opfern mitfühlend ist. Oder vielleicht ist Herr Gröning nur ein besonders erleuchteter Mensch.

Außer Herrn Gröning’s Äußerung kommentierte der Staatsanwalt dann noch folgendermaßen: Auschwitz hätte nicht nur mit einzelnen Straftaten zu tun gehabt, sondern sei ein „System“ gewesen, und „jeder der zu diesem System beigetragen“ habe, sei „verantwortlich“.

Die Thyssens haben in vielfältiger Weise und sehr viel mehr als viele andere zum Nazi System beigetragen, zum Beispiel indem sie halfen, Hitler’s Truppen so massiv zu bewaffnen, dass in weiten Teilen Europas das Nazi-Terrorregime eingerichtet werden konnte. Ihre Nachfahren, die von den unmoralischen Gewinnen ihrer Ahnen (und Ahninen) profitiert haben, und dies noch tun, haben sehr viel mehr Grund als die allgemeine deutsche Öffentlichkeit heute, sich zu entschuldigen und sicherlich daran zu erinnern, was genau geschah.

Die Frage ist: werden sie je eine ähnliche Äußerung abgeben, wie dies Oskar Gröning getan hat?

Und noch wichtiger: falls nicht, warum nicht?

"Wer die Musik bezahlt bestimmt die Melodie". Amelie Thyssen, die ewige Sponsorin (copyright Fritz Thyssen Stiftung)

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Rewriting History – Thyssen in the 20th century: Still an overall exercise in vindication or whitewash, with a good number of obvious omissions – but admittedly featuring the occasional, important and sometimes puzzling admission.

It has taken seven years since the publication of our crucial book about the Thyssens (in the Asso Verlag publishing company of Oberhausen/Ruhr) for the first instalment of the „official“ Thyssen response to appear, in the form of the first in a series of eight books, co-financed by the Fritz Thyssen Foundation and the newly formed Thyssen Industrial History Foundation; orchestrated by the malevolent Prof. Manfred Rasch, chief archivist of ThyssenKrupp AG, whose prejudice is manifest in the fact that while our book is often referred to, it is never credited.

Prof. Rasch even manages to deny our existence by claiming that the late Baron Heini Thyssen-Bornemisza failed in his ambition to commission an authorised biography.

In 2014/5, following numerous delays, three volumes of the series have appeared: “The United Steelworks under National Socialism”, “Forced Labour at Thyssen” and “The Thyssens as Art Collectors“. We will review all three over the coming weeks.

The authors of the books are all, somewhat surprisingly, junior academics with no or limited previous knowledge or practical experience of their subjects and described as „independent historians“, who are said to be „closing the gaps“ in research concerning the history of the Thyssen Family, ThyssenKrupp AG and the Thyssen-Bornemisza Group.

However, as the authors were commissioned, funded and assisted in their research by the same people, commercial organisations and related foundations, there can be no way in which they could be accurately described as „independent“ and such a claim is at best misleading and at worst fraudulent.

In the case of the major investor, in what often appears to be little more than an academic hagiography, it should be remembered that the Fritz Thyssen Stiftung was started by Amélie Thyssen, who had joined the Nazi party in 1931 – two years before her husband Fritz Thyssen – and who never publicly recanted or displayed any regret for her support of Adolf Hitler.

One also wonders why senior academics of proven knowledge and ability were not won over to deal with this important and sensitive program. One has to assume that it was either because the juniors were more „malleable“ or because more senior academics were not prepared to risk damaging their own reputations while polishing the Thyssens’ tarnished history.

Of course for the project’s supervising professors Margit Szöllösi-Janze (Munich University) and Günther Schulz (Bonn University) the lines of academic whoring must be extremely blurred, as so many general academic research projects in Germany in the past 55 years have been funded by this same Fritz Thyssen Foundation. It must be incredibly difficult to emancipate oneself from this ever primed sponsorship pump.

By contrast, when we visited the archives of ThyssenKrupp AG in 1998, not only did Manfred Rasch accuse us of forging our letter of introduction from Heini Thyssen, but he was also offensively un-cooperative and purported to have nothing to do with the history of the Thyssen family, who he spoke of derisively and said that „his“ archive contained no material that related to them. So the question is: what has changed for him to now be a contributor to such a project?

Presumably, it was the publication of „The Thyssen Art Macabre“ and the resulting adverse publicity in the Frankfurter Allgemeine Zeitung, as this appears to be the point in time when his, the family’s and the corporations’ academic program of damage limitation was conceived.

Guido Knopp, the éminence grise of German historiography, has said in one of his popular television programs that „our generation is not responsible for what happened under the Nazis, but we are responsible for keeping the memory alive of what happened“.

In light of the Thyssen story, this begs the question: how are we supposed to adequately research and remember the history of the Nazi period if people like the Thyssens sit on evidence for 70 years and reveal it only to a selected few under privileged, academic criteria, thus keeping it very much outside the perception of the general public?

The result of such an opaque approach to Aufarbeitung can only be an exercise in vindication and in this series, as with so many books supported in the past by the Thyssen organisation, there is plenty of that. And if not in fact, then in conjecture.

But as far as we can see there are also now important admissions being made, presumably in order to retain a modicum of credibility, or perhaps at the insistence of the more forward thinking members of the team. This fact vindicates the time and effort we expended in producing the first honest portrayal of the Thyssen family and its activities.

We are delighted that our book has had the intended effect, namely to force the organisation to depart from the old official version of events which refused to admit anything that could be considered negative and only ever represented the Thyssens in a light of selfless heroism and untarnished pride, particularly manifest in a claimed rejection of Nazi ideals.

Recently a 94-year-old German former Auschwitz camp administrator, Oskar Gröning, who had not been directly involved in the killings, was sentenced to four years in prison. He showed deep remorse and apologised for his involvement, not something often displayed by his co-accused, if ever.

It felt like a concerted effort to present an image of Aufarbeitung which is a new, more open and honest way, and one that is explicitly sympathetic with the victims. Or maybe Mr Gröning is just a very enlightened individual.

In addition to Gröning’s statement, the public prosecutor commented that far from being just about individual crimes, Auschwitz was very much about „a system“, and that „whoever contributed to that system was responsible“.

The Thyssens contributed in many ways and much more than many others to the Nazi system, for instance by helping to arm Hitler’s troops to the point where the Nazi terror regime could be implemented over much of Europe. Their descendants, who have profited and continue to do so, from their forefathers’ (and mothers’) ill-gotten gains, have far more reasons than the German general public today to apologise and certainly to remember.

The question is: will they ever make a comparable statement to the one Oskar Gröning has made?

And more importantly: if not, why not?

"He who pays the piper calls the tune". The eternal sponsor, Amelie Thyssen (copyright Fritz Thyssen Foundation)

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Sunday Telegraph Quotes Nazi Atrocity ‘Denialist’ Wolfgang Benz

In today’s article on the forthcoming trial of John Demjanjuk, alleged participator in Jewish mass murders, Wolfgang Benz, head of the Centre for Anti-Semitism Research at the Technical University of Berlin, is quoted as being enthusiastic about the trial as he believes that ‘dealing with [Germany’s Nazi] past is extremely important’, even if the aforementioned Demjanjuk is only ‘a small cog’. Unfortunately Wolfgang Benz is less enthusiastic when it comes to dealing with the ‘big cogs’. When I wrote a feature in Frankfurter Allgemeine Zeitung concerning Heini Thyssen’s sister’s involvement in the slaughter of 180 Hungarian Jews at a party at their Austrian castle in Rechnitz in 1945, Wolfgang Benz immediately lept to her defence by denying the event ever took place. Even various German journalists, embarrassed by his denial, admitted that it wasn’t the first time that he had made such a questionable comment.

'Nazi Denialist' Wolfgang Benz

'Nazi Denialist' Wolfgang Benz

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